Der Audi RS6 als die heisseste Variante der Audi Cheflimousine besitzt ein kohärenteres Design als der Vorgänger: schnell und über jedem Zweifel erhaben. Dabei stellt der Audi RS6 niemals ernsthaft die Klassenerfolge in seinen Zielmärkten infrage.
Keine reine Erfolgsgeschichte
Aber Audi war nicht allein, wenn es darum ging, schnelle, grosse Kombis zu bauen. Nur BMW bietet den BMW M5 nicht als Touring an, aber jeder der anderen grossen Konkurrenten von Audi bietet ein Auto in dieser Klasse. Und einige von ihnen sind sehr gut.
Die ersten Flirts von Audi mit besonders leistungsfähigen Fahrzeugen entstanden in den frühen 1990er Jahren. Der 93-96er RS2 war geboren.
Der erste Audi RS6 erschien 2002. Angetrieben von einem Twin-Turbo 4.2 V8, war er schnell auf der Geraden, aber nicht besonders liebenswert.
Ebenso wenig beliebt war der Nachfolger, der nach einer dreijährigen Abwesenheit des RS6 2008 erschien.
Was aber auffiel, war die Faszination eines Turbo-V10-Triebwerks. Der RS6 war mit einem 5,0-Liter-V10 ausgestattet, was ihm titanische 571 PS verleiht.
Die aktuelle Generation RS6 ist verkleinert und basiert auf Audis Twin-Turbo-geladenem 4,0-Liter-V8-Triebwerk, das 552 PS im Standard und 596 PS im RS6 Performance leistet.
Stärke ist hier also nicht infrage gestellt. Die Frage ist vielmehr, ob es Ingolstadt gelungen ist, diesem Auto etwas mehr Charakter zu verleihen.
Audi RS6 Avant Design & Styling
Die Performance-Modelle von Audi hatten zwar nicht immer eine vorhersehbare Fahr- und Handlingkompetenz, aber eines kann man sagen: Sie haben definitiv ein einheitliches Erscheinungsbild.
Sie alle signalisieren: Das ist ein schneller Audi. Es ist kein Fehler, dass der aktuelle Audi RS6 aus dem gleichen Holz geschnitzt ist.
Wo er etwas vom Skript abweicht, ist der Hubraum. Der RS6 verfügt über einen 4,0-Liter-V8 mit zwei Turboladern und 552 PS anstelle des 571 PS starken 5,0-Liter-V10 seines Vorgängers.
2016 gab der Audi dem RS6 einen Leistungsschub, der die Leistung auf 596 PS steigerte.
Der Vorgänger brachte 2008 2145 kg auf die Waage. Der heutige RS6 reduzierte das Gewicht auf 2010 kg. Immer noch kein Leichtgewicht, aber ein Fortschritt.
Die Karosserie ist bis auf fünf Meter Länge und ein Mischmetall-Monocoque (meist Stahl, aber 20 Prozent Aluminium), in dem der längs montierte V8 sitzt, dessen zwei Twin-Scroll-Turbos zwischen den Zylinderbänken sitzen. Die Auslassventile sind ungewöhnlich an der Innenseite jedes Kopfes, um den Abstand vom Zylinderausgang zum Turbo zu verkürzen.
Das treibt alle vier Räder über ein Drehmoment wandelndes Achtgang-Getriebe anstelle einer Doppelkupplungseinheit an.
Der Antriebsstrang verfügt über ein selbstsperrendes Zentraldifferenzial und ein Sperrdifferenzial hinten, um dem natürlichen Ergebnis einer 55-prozentigen Gewichtsverteilung nach vorne und dem Allradantrieb entgegenzuwirken.
Der RS6 greift jedoch nicht auf den Trick des RS3 zurück. Er hat keine dünneren Hinterräder als die Vorderräder. Stattdessen trägt er durchgehend 285er-Gummi auf seinen optionalen 21-Zoll-Felgen, die vorne von 390-mm-Scheiben gebremst werden. 420-mm-Carbonscheiben sind eine Option.
Audi RS6 Avant Innenraum
Das Interieur des A6 ist etwas veraltet, aber Sie merken es nicht auf den ersten Blick.
Dank der Schärfe des LCD-Displays vor der Nase und des ausklappbaren 8-Zoll-Displays verfügt die Architektur über die notwendigen hochauflösenden Highlights, um den Innenraum des Audi RS6 frisch zu halten.
Der serienmässige RS6 ist sicherlich gut ausgestattet. Wie man es von einem Spitzenmodell erwarten würde: mit Navi, DAB, LED-Scheinwerfern, Bose-Soundsystem und einer Lederausstattung.
Aber das ist eine Kreation von Audi Sport, also erwarten Sie ein dramatisch aggressives Bodykit und RS-Zeichen.
Der RS6 hat ein verbessertes Bremssystem, ein elektronisches Differenzial sowie eine RS-gestimmte adaptive Luftfederung.
Ohne sich zu sehr anstrengen zu müssen (BMW-Problem) oder zu wenig zu bemühen (Mercedes), hängt das Armaturenbrett sehr schön zusammen.
Die fussbreite Mittelkonsole und die geschwungenen horizontalen Linien – mit Aluminium ausgesucht – zementieren die Vorstellung, dass der RS6 ein tadellos kultivierter Wagen ist.
So wie das Chassis unter dem Körpergewicht kaum nachgibt, so hält das Armaturenbrett der Berührung stand. Seine Schalter und Umschalter klicken mit elementarer Sicherheit.
Das Dreispeichen-Flachbodenlenkrad ist ein Faustfüller und ein Markenzeichen, während die geprägten «Super»-Sportsitze mächtige Polster haben, die Sie in Position halten.
Eine wünschenswerte Fahrposition ist dank der serienmässigen elektrischen Verstellung nicht schwer zu finden.
Im Fond fühlen sich nur ungewöhnlich grosse Passagiere durch die typisch grosszügige Beinfreiheit (auch wenn der mittlere Sitz wieder besonders klein ist) beeinträchtigt, während der 1050 mm lange Kofferraumboden genügend Platz bietet, um den Hund mit auf Tour zu nehmen.
Audi RS6 Avant Leistung
Sie sollten sich vielleicht für diesen Teil hinsetzen. Die Startbeschleunigungszahlen, die der Audi RS6 auf den Asphalt bringt, sind wirklich atemberaubend.
Das ist ein luxuriöser Kombi – fünf Meter lang und mit Fahrer an Bord mehr als 2,1 Tonnen schwer. 2070 Kilogramm, 3,7 Sekunden, ohne Hilfe der Startkontrolle: beispiellose Performance.
Wenn die Entnahme von zwei Zylindern aus einem Auto immer diesen Effekt hätte, würde die gesamte Branche dies tun.
Die Geschwindigkeit fühlt sich nie wild an, aber auf einer weniger als perfekt griffigen Oberfläche kann das Auto bei ausgeschaltetem ESP die Kraft an beiden Achsen ideal auf die Strasse bringen.
Der Motor ist unter Volllast ebenso flexibel wie brutal stark.
Lustig ist, dass der gleiche Motor bei leichteren Lasten subtil, sanft und freundlich in Erscheinung tritt. Das Gaspedal wurde nach Expertenmeinung kalibriert. Der erste Zentimeter der Reise ist sanft.
Die Dringlichkeit unter dem Fuss baut sich stetig auf, wenn Sie tiefer gehen. Erst wenn man in die letzten eineinhalb Zentimeter vor dem Teppich kommt, zeigt das Auto wirklich seine Zähne.
So ist das Auto einfach zu fahren und zeigt gute Manieren, wenn es soll – was, seien wir ehrlich, die meiste Zeit der Fall ist. Das Achtgang-Drehmomentwandlergetriebe macht absolut keine Kompromisse bei der Laufruhe. Im manuellen Modus kann es manchmal etwas schneller gehen.
Audi RS6 Fahrt & Handling
Das serienmässige luftgefederte Auto kann sehr wohl beides bieten: Komfort und Performance. Die Erfahrung mit einem luftgefederten Audi RS6 ist im Allgemeinen etwas Besonderes.
Selbst auf 21-Zoll-Felgen ist die Autobahnfahrt recht gut, ebenso wie auf glatteren Strassen, die selten das zwei Tonnen schwere Bordsteingewicht stören.
Auf diesen Strassen würde man sagen, dass Quattro eine lohnende Verbesserung am Fahrwerg vorgenommen hat, die dem Auto mehr Kontrolle verleiht.
Fazit zum Audi RS6
Auch wenn der Audi RS6 klar auf die Autobahn ausgerichtet ist, bietet er doch eine recht überzeugende Lösung für das schwierige und frustrierende Geschäft, auf einer stark überfüllten Landstrasse in den Alpen unterwegs zu sein.
Er wird Sie und Ihre Familie in einer ruhigen, schönen Umgebung transportieren, den Hund unterbringen, nicht im Schnee stecken bleiben, und wie eine Million Schweizer Franken aussehen.
Er verschlingt auch ganze Reihen von langsam fliessendem Verkehr, der sich im Angesicht zerquetschender, raumfordernder Kämpfe von wahrhaft unheimlicher Beschleunigung abspielt.
Niemand, der behaupten könnte, von Autos begeistert zu sein, würde bestreiten, dass die Umwandlung eines zwei Tonnen schweren Avant in eine wiederverwendbare Rakete nicht zumindest mässig unwiderstehlich ist. Als Gas- und Brems-Hotrod steht der RS6 allein.