In der Formel 1 kann ein Ort der Rennen eine wichtige Rolle Bedeutung. Für Strecken wie die in Monza, Silverstone und Spa-Francorchamps ist der Grand Prix ein Aushängeschild. Sie sind seit vielen Jahrzehnten feste Bestandteile des Rennkalenders. Immer wieder werden aber auch neue Strecken in ihn aufgenommen. In der Saison 2021 wird erstmals ein Rennen in Saudi-Arabien stattfindet, ausserdem feiert der Zandvoort Circuit nach mehr als 30 Jahren sein Comeback. Aber wie wird in der Formel 1 über den Ort der Rennen entschieden? Oder wie sind Formel 1-Strecken eigentlich aufgebaut?
Die Formel 1 will die Welt erobern
Die Formel 1 ist eine grosse internationale Sportart, die weltweit auf Rennstrecken zu Gast ist. Für die Saison 2021 sind 23 sogenannte Grosse Preise vorgesehen. Vor etwa 20 Jahren waren es eine handvoll weniger Veranstaltungen, die überwiegend in Europa ausgetragen wurden. Davon sind die Macher abgerückt. Inzwischen finden vermehrt Rennen im arabischen Raum und in Asien statt.
Damit hat die Formel 1 denselben Weg eingeschlagen wie die Fussball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele. Auch für diese Ereignisse wurden in den vergangenen Jahren Austragungsorten in neuen Märkten gesucht, die keine erwähnenswerte Tradition und Verbundenheit mit dem jeweiligen Sport haben.
Es sind in erster Linie wirtschaftliche und strategische, die zur Auswahl dieser Orte führen. Die Organisatoren wollen neue Märkte erschliessen, also zusätzliche Fans, Sponsoren und Partner gewinnen. Dazu ist es nun mal erforderlich, die weissen Flecken auf der Landkarte zu löschen und dort Rennen zu veranstalten.
So hoch sind die Antrittsgebühren der Formel 1
Ausserdem geht es immer um die Frage, wer sich die Austragung leisten kann. Bei der Formel 1 müssen die Rennstrecken eine beträchtliche Antrittsgebühr von mehreren Millionen Euro an das Formula One Management zahlen, damit sich die Königsklasse des Motorsports überhaupt blicken lässt. Der Hockenheimring, auf dem zuletzt 2019 ein Formel-1-Rennen stattfand, soll damals zwölf Millionen Euro gezahlt haben. Die Veranstalter in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku sollen sogar 50 Millionen Euro pro Jahr auf den Tisch legen. Dem Grossen Preis von Abu Dhabi ist vertraglich zugesichert, dass er das letzte Saisonrennen ist. An solchen Klauseln wird die Formel 1 mutmasslich zusätzliches Geld verdienen.
Diese hohen Summen können die meisten Rennstreckenbetreiber nicht selbst aufbringen. Denn ein Formel-1-Grand-Prix ist ein Verlustgeschäft. Durch Ticketverkäufe und andere Einnahmen sind die Gebühren nicht zu refinanzieren. Deswegen sind viele Veranstalter auf Sponsoren und den Staat angewiesen, die dabei helfen, die geforderten Gebühren zu zahlen.
Neue Länder treiben Antrittsgebühr nach oben
Gerade im arabischen Raum sind die Rennen zu Prestigeprojekten der jeweiligen Regierungen geworden. Schliesslich werden auch die passenden modernen Rennstrecken benötigt, die oft eigens für die Formel 1 aus dem Boden gestampft werden. So werfen Organisationen wie Amnesty International den Regimes in Bahrain und Saudi-Arabien vor, sich durch das positive Bild der Grossereignisse in ein besseres Licht zu rücken und so über die dort praktizierten Menschenrechtsverhältnisse hinwegzutäuschen.
Die hohen Summen, die diese Länder für ein Formel-1-Rennen zu zahlen bereit sind, machen es den europäischen strecken schwer, einen Slot zu bekommen. Sie treiben die Antrittsgebühren in die Höhe und nehmen ihnen einen möglichen Platz im Kalender weg. Schliesslich ist im sportlichen Regelwerk die Anzahl der Rennen auf 23 begrenzt. Der Kalender ist also nicht beliebig erweiterbar.
Deswegen gab es 2020 in der Formel 1 andere Austragungsorte
2020 war in der Formel 1 der Ort der Rennen nicht immer der aus der Vergangenheit bekannte: Erstmals machte der Formel-1-Zirkus Halt in Mugello (Italien) und Portimao (Portugal). Ausserdem kehrte die Rennserie nach mehrjährigen Pausen zurück an den Nürburgring und das Autodromo Enzo e Dino Ferrari (Italien). Erstmals gab es in einer Saison drei Rennen auf italienischem Boden.
Es gab einen entscheidenden Grund, der diese Anpassungen des Kalenders ermöglicht hat: Die Rennstrecken brauchten keine Antrittsgebühr an die Formel 1 zu zahlen. Stattdessen mietete sie die Rennstrecken. Diese konnten mit der Ausrichtung eines Grand Prix sogar Geld verdienen.
Das alles hatte mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu tun. Die Formel 1 musste in der stark verkürzten Saison sicherstellen, dass sie eine bestimmte Anzahl von Rennen durchführt. Nur so konnte sie die Verträge einhalten, die sie mit Sponsoren und Fernsehsendern geschlossen hat. Denn diese zahlen hohe Summen. Und der Betrieb der Teams verursacht hohe Kosten. Für das Formula One Management war es eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Das Veranstalten von zusätzlichen Rennen auf eigene Kosten war günstiger als die Vertragsstrafen, die ansonsten angefallen wären.
Auch wenn sich die Fahrer positiv über die ungewohnten Strecken geäussert haben, ist nicht damit zu rechnen, dass diese dauerhaft Bestandteil des Formel-1-Kalenders bleiben. Wenn sich das Geschäftsmodell künftig wieder in die bekannte Form verändert, werden vermehrt finanzstarke Austragungsorte zum Zug kommen.
Wer zahlt, bekommt ein Rennen
Wer in der Formel 1 ein Ort der Rennen wird, hängt vom Geld ab. Das gilt nicht nur für die Formel 1, sondern auch für viele andere grosse Sportereignisse. Wer die nötige Antrittsgebühr auf den Tisch legt und eine passende Rennstrecke hat, kann einen Formel-1-Grand-Prix austragen.
Die Motorsporttradition in dem jeweiligen Austragungsland spielt keine entscheidende Rolle bei der Vergabe. Nur so ist es zu erklären, warum in Bahrain, Abu Dhabi und Saudi-Arabien Rennen der stattfinden.