Wir wenden uns heute der Frage zu, ob es Reifen gibt, die unplattbar sind. Aber was muss überhaupt gegeben sein, damit sie unplattbar werden?
Werden die Reifen des Autos nicht, wie gewöhnlich, mit Luft befüllt, so kann diese natürlich nicht entweichen. Dieses Statement gibt der Reifenhersteller Michelin zumindest bei der Vorstellung seines neuen Uptis-Reifens vor. Der innovative Reifen bedient sich einer Aufhängung durch Lamellen. In den Handel kommt dieser unplattbare Reifen voraussichtlich im Jahr 2024.
Die Vision von Reifen, die unplattbar sind
An der Vision, Reifen unplattbar zu gestalten, wird bereits seit mehreren Jahrzehnten stetig geforscht und gearbeitet. Der Erfolg blieb bis dato aus. Im herkömmlichen Strassenverkehr sind diesbezüglich lediglich Reifen, die über Notlaufeigenschaften verfügen, zu finden.
Diese Reifen können so zum Beispiel zwar durch einen Nagel beschädigt werden, allerdings ist es dann möglich, mit einer sehr langsamen Geschwindigkeit trotzdem weiterzufahren. Allerdings nur bis die nächstgelegene Werkstatt erreicht ist.
Dieses Problem soll nun durch ein gemeinsames Projekt von General Motors und Michelin ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden. Die Basis liegt dabei in der Annahme, dass keine Luft aus einem Reifen entweichen kann, wenn dieser gar keine enthält.
Das Ergebnis der Kooperation der grossen Konzerne aus dem Automobilbereich trägt den Namen Uptis. Dies entspricht der Abkürzung für die Bezeichnung Unique Puncture Proof Tire System. Auf Deutsch könnte dieser Ausdruck mit durchschlagsicheres Reifensystem übersetzt werden. Die Vorstellung, einen Reifen unplattbar zu entwickeln, wird dadurch zur Realität.
Es ist kaum überraschend, dass gerade Michelin so ein Projekt in Angriff nimmt. Immerhin ist das Unternehmen eines der besten im Reifensegment. Aber was macht einen solchen Premiumhersteller überhaupt aus?
Der Aufbau des unplattbaren Reifens
Von aussen sieht die Lauffläche des Reifens nicht unbedingt anders aus, als die eines herkömmlichen Reifens. Allerdings beruht die Lagerung auf einer Vielzahl von unterschiedlichen, einzelnen Lamellen. Diese halten zum einen einen gewissen Abstand zur Radnabe, federn allerdings auch Kanten und Stösse verlässlich weg.
Bei diesem Konzept handelt es sich im Grunde um keine innovative Neuheit. Denn schon zu den Zeiten des ersten Weltkrieges wurde versucht, ein solches System mit Stahlfedern auszurüsten, da zu der Zeit ein grosser Mangel an Gummi herrschte.
Reifen unplattbar, fit und komfortabel für Fahrten auf der Autobahn
Reifen, die einen derartigen Aufbau besassen, konnten bis heute nur für Fahrten mit sehr langsamen Geschwindigkeiten genutzt werden. Dies soll mit dem neuen Uptis Reifen endlich anders werden. Dieser soll auch problemlos auf der Autobahn zu fahren sein.
Das Geheimnis liegt dabei in dem besonderen Material. Dieses entspricht einer Kombination aus harzeingelagertem Glasfasergewebe und Verbundgummi. So kann die Belastung auch ohne Luft ausgehalten werden. Allerdings wird die Optik des Reifens für Fans von Felgen und Reifen durchaus eine gewisse Zumutung sein. Der Hersteller Michelin versichert jedoch, dass der Komfort während der Fahrt genauso hoch ist, wie bei Reifen, die auf herkömmliche Art mit Luft gefüllt werden.
Unplattbare Reifen ab 2024
Zum Ende des vergangenen Jahres wurden die Uptis Reifen bereits bei einer Versuchsflotte des Elektroautos Bolz getestet und im Zuge dessen hinsichtlich ihrer Praxiseigenschaften erprobt. Die Reifen stehen dann voraussichtlich ab dem Jahr 2024 auch den Kunden zur Verfügung, die ein Neufahrzeug mit den Reifen unplattbar kaufen möchten. Hier die Ankündigung von Michelin.
Da bei diesen Reifen kein Risiko für ein Platzen besteht, soll durch die unplattbaren Reifen vor allem die Sicherheit während der Fahr massgeblich erhöht werden. Darüber hinaus spielt ein solcher Reifen im Zeitalter von immer autonomer agierenden Fahrzeugen eine noch wichtigere Rolle als zuvor. Schliesslich ist es einem Roboterauto kaum möglich, einen Ersatzreifen zu montieren.
Geringerer Verschleiss und niedrigere Kosten
Darüber hinaus geht der Konzern General Motors die Annahme ein, dass auch der Verschleiss der unplattbaren Reifen wesentlich geringer als bei herkömmlichen Reifenmodellen ausfallen wird. Schliesslich findet der Abrieb der Lauffläche zwar auf die gleiche Weise wie bei einem Reifen, der mit Luft gefüllt ist, ab, und die Lammellen werden darüber hinaus grossen Wankbewegungen ausgesetzt.
Jedoch verschleissen die heute bekannten Reifen besonders stark, da diese oft nicht mit dem richtigen Luftdruck ausgestattet sind. Dieses Problem kann bei den neuen Uptis Reifen schon einmal nicht auftreten. Damit läuft der nötige Wartungsaufwand bei diesem innovativen Reifenmodell gegen null.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Reifen unplattbar und völlig unproblematisch sind. Zum Beispiel sind die Flanken des Prototyps offen, wodurch es leicht passieren kann, dass kleine Steine und Schmutz zwischen die Lamellen geraten. So könnte die Struktur der Lamellen beschädigt werden oder die Fremdkörper bei höheren Geschwindigkeiten aus den Reifen herausgeschleudert werden.