Das Notrad – ein unterschätztes Gebrauchsgut? Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade auf dem Weg in den lang ersehnten und dringend benötigten Urlaub und da passiert es: Sie haben eine Reifenpanne. Mit Mühe und Not retten Sie sich auf den Seitenstreifen, doch was jetzt? Die Autopannenhilfe rufen oder das Problem selbst in die Hand nehmen?
Sie werden es bestimmt schon in dem ein oder anderen Hollywood-Streifen gesehen haben, aber liegt es auch in Ihrem Kofferraum? Die Rede ist natürlich vom Notrad – oder auch Reserverad. Bei den meisten Fahrzeugen wird das kostengünstige fünfte Rad in einer speziell vorgesehenen Mulde im Kofferraum mitgeführt. Bei einer Reifenpanne ermöglicht es eine Weiterfahrt.
Aber wie lange ist dieser Notbehelf zur Nutzung vorgesehen, wie wird er montiert und gibt es Alternativen?
Wie geht es nach einer Panne weiter?
Die Weiterfahrt ist unter zwei Bedingungen gestattet. Zum einen darf mit dem kleineren, und meist einfacher gearbeiteten, Reserverad eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h nicht überschritten werden, zum anderen muss umgehend eine Kfz-Werkstatt aufgesucht werden. Hierbei kann bei vorsichtiger Fahrweise eine Maximalstrecke von 100 Kilometern überbrückt werden.
Andere Regelungen gelten für die sogenannten vollwertigen Ersatzräder. Dabei handelt es sich um ein zusätzliches Exemplar der auf die Achsen montierten Reifen. Dementsprechend darf es auch wie ein solches genutzt werden. Noch vor wenigen Jahren war ein vollwertiges Notrad in jedem Auto zu finden. Da es jedoch in den meisten Fällen unbenutzt bleibt, zu zusätzlicher Kraftstoffbelastung und mangelnder Nutzfläche im Kofferraum führt, wurde es gegen das moderne Notrad ausgetauscht.
Jetzt stellt sich Ihnen vielleicht die Frage, wie ein Notrad denn nun montiert wird und was dazu noch nötig ist.
Die Montage des Notrad
Erstmal ist es wichtig, dass Sie in einer geschützten Haltebucht zum Stehen kommen und die notwendigen Vorkehrungen für Ihre Sicherheit treffen. Dazu zählen eine Warnweste und das Aufstellen des Warndreiecks in vorgeschriebener Entfernung.
Danach können Sie das Notrad aus dem Kofferraum holen. Sie benötigen ausserdem einen Wagenheber und einen Kreuzschlüssel. Nehmen Sie den Raddeckel ab und lösen Sie die Muttern leicht an. Positionieren Sie den Wagenheber und betätigen Sie ihn so lange, bis das Rad den Bodenkontakt verliert. Nun können Sie die Muttern endgültig lösen und das Rad abziehen. Das Reserverad wird in umgekehrter Reihenfolge montiert und das beschädigte Rad im Kofferraum verstaut.
Jeder Fahrer muss selbst entscheiden: reicht der Notbehelf bis zur nächsten Werkstatt aus, oder soll die Fahrt schleunigst und ohne zusätzliche Montagekosten fortgesetzt werden?
Am Besten wäre es wohl, einer Reifenpanne vorzubeugen, um sich dieser Frage gar nicht erst stellen zu müssen.
Damit man kein Notrad braucht – Was gibt es zu beachten?
Wichtig, nicht nur zur Prävention, sondern auch für Ihre Fahrsicherheit, ist die regelmässige Kontrolle des Reifenprofils. Der Gesetzgeber schreibt hier 1,66 mm Profiltiefe vor, der Experte rät jedoch zu 3 mm bei Sommer- und 4 mm bei Winterreifen. Zudem sollte eine monatliche Überprüfung des Luftdrucks stattfinden, besonders, wenn eine längere Fahrt mit Gepäck oder mehreren Insassen ansteht. Die Informationen dazu finden Sie auf der Innenseite Ihrer Fahrertür. Beim Kauf eines neuen Reifensatzes sollten Sie in jedem Fall einen Experten konsultieren, der Sie bei Qualitäts- und Kostenfragen beraten und den rechtzeitigen Wechsel von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt vornehmen kann. In diesem Zusammenhang ist Ihnen vielleicht die Eselsbrücke «von O(stern) bis O(ktober)» geläufig, die die Fahrtzeit mit Sommerreifen markiert.
Aber nicht nur die Auswahl und Montage des richtigen Reifens sorgen für eine problemlose Fahrt, sondern auch Ihre eigenen Gewohnheiten. So sollten Sie beispielsweise darauf achten, Schlaglöcher, Bordsteinkanten und den Rinnstein zu vermeiden. Besonders in Letzterem fahren Sie sich gern mal Scherben, Schrauben oder Nägel ein. Chemikalien wie Benzin, Öl und Bremsflüssigkeit können den Reifen zusätzlich angreifen und sollten schnellstmöglich entfernt werden. Aber nicht mit dem Hochdruckreiniger an der Tankstelle oder in der Einfahrt, sondern mit speziell geeigneten Mitteln. Bei der Lagerung ihres Reifensatzes sollten Sie ausserdem darauf achten, dass er es dunkel, kühl und trocken hat, um Risse und sprödes Gummi zu vermeiden. Nach 8-10 Jahren sollte ein Reifensatz auch unabhängig von der Abnutzung ausgetauscht werden.
Alternativen zum Notrad
Wenn Sie nun aber auf all diese Dinge geachtet haben und es trotzdem zu einer Reifenpanne kommt, wie können Sie sich noch behelfen, ausser das lästige Reserverad mit herumzukutschieren?
Eine Alternative zum Notrad ist das Autoreifenreparaturset oder kurz Reifen-Kit. Sie kennen ein ähnliches Produkt vielleicht von Ihrem Fahrrad. In einem Reifenreparaturset befindet sich im Normalfall ein flüssiges Dichtmittel, mit dem sich Risse von innen «kitten» lassen. Die Anleitung liegt bei und erleichtert die Anwendung noch. Der wohl grösste Vorteil eines solchen Reparatursets ist, dass Sie sich die lästige und häufig schmutzige Montage des Notrads ersparen und trotzdem weiterfahren können. Aber auch hier natürlich unter besonderer Rücksichtnahme und nur bis zur nächsten Werkstatt. Dazu kommt, dass das Kit leicht, klein und handlich ist und im Kofferraum wenig Platz einnimmt.
Diese Vorteile bringen jedoch auch einige Nachteile mit sich. Als wichtigster Punkt sei angeführt, dass der Reifen nach Notbehandlung durch das Kit nicht mehr repariert werden kann und somit vollständig auswechselt werden muss. Dazu ist die Wirksamkeit des Sprays nicht nur an ein Ablaufdatum gebunden, sondern auch an den korrekten Gebrauch. Es ist also durchaus möglich, dass es nicht zu 100% abdichtet. Im schlimmsten Fall haben Sie dann nicht nur einen ruinierten Reifen, sondern auch noch verschmutzte Felgen und Kleider. Das Kit kostet ausserdem an die hundert Franken in der Anschaffung. Dazu kommen dann noch die Kosten für einen neuen Reifen, womit sich das vollwertige Ersatzrad bereits ausgezahlt hätte.
Fazit
Schlussendlich kann gesagt werden, dass es durchaus sinnvoll ist, ein Notrad mitzuführen und es trotz des zusätzlichen Gewichts und der Masse von Vorteil ist, hierbei für einen vollwertigen Ersatz zu sorgen. So kann ein Besuch in der Werkstatt vermieden und die Fahrt in den Urlaub entspannt fortgesetzt werden. Das Reparaturset ist eine annehmbare, wenn auch im Schnitt kostenintensivere, Variante, mit der umsichtig umzugehen ist.