Ein Verkehrsunfall spielt sich in der Regel innerhalb von unter 3 Sekunden ab.
Unfallbeteiligte befinden sich anschliessend meistens in einem Schockzustand.
Um herauszufinden, was bei einem Unfall passiert ist, ist die Unfall Rekonstruktion immens wichtig.
Neben Verletzungen entstehen bei einem Unfall auch finanzielle Schäden in einem besonderen Ausmass. Deswegen müssen insbesondere Versicherungen und gegebenenfalls die Gerichte nachvollziehen können, was sich genau zugetragen hat und wie es zum Unfall kam.
Oftmals widersprechen sich die Unfallbeteiligten oder schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Auch Zeugen und die Polizei können häufig nicht eindeutig sagen, was passierte und wer der Unfallverursacher ist.
Zu diesem Zweck wird ein Gutachter hinzugezogen, der den Unfallhergang genau analysiert.
So funktioniert die Unfall Rekonstruktion durch einen Gutachter
Die Aufgabe der Unfall Rekonstruktion besteht darin, den genauen Tathergang des Unfalls zu ermitteln.
Dazu muss der Gutachter am besten direkt nach dem Unfall den Unfallort besichtigen.
Bis dahin darf nichts bewegt oder verändert werden. Der Gutachter macht vor Ort Fotos, Kreidemarkierungen auf der Fahrbahn oder fertigt eine Unfallskizze an.
Die Unfallskizze beinhaltet gegebenenfalls den Fahrbahnverlauf, vorhandene Verkehrszeichen und Strassenschilder und die genaue Position und Fahrtrichtung aller am Unfall beteiligten Fahrzeuge mit genauer Zuordnung. Falls nötig noch vorhandene Augenzeugen, sowie Hindernisse an bzw. auf der Fahrbahn oder Positionen von Fussgängern, die zum Unfallzeitpunkt vor Ort waren. Wichtig können auch Gebäude sein, falls diese Einfluss auf das Unfallgeschehen hatten.
Ausserdem untersucht der Gutachter vorhandene Spuren.
Er begutachtet die involvierten Fahrzeuge. Darunter insbesondere Verformungen oder Schäden, sowie die genaue Position der Fahrzeuge.
Anhand der gesammelten Daten können der Aufprallpunkt, die Geschwindigkeit und die Bewegungsrichtung aller involvierten Fahrzeuge bestimmt werden.
Mit Hilfe eines bestimmten Programms lässt sich auf diese Art der Unfall rekonstruieren und berechnen, ob dieser sich bei einem anderen Fahrverhalten, z.B. einer geringeren Geschwindigkeit ebenfalls so ereignet hätte.
Diese Informationen sind insbesondere dann relevant, wenn ein Fahrer seine Unschuld beweisen möchte oder ein Unfallopfer auf Schadensersatz klagt.
Der Aufbau eines Gutachtens für die Unfall Rekonstruktion
Das Gutachten beinhaltet
- Anknüpfungstatsachen
- eigene Feststellungen des Gutachters
- eine anschliessende Analyse
- eine daraus resultierende Bewertung
- …und letztendlich das Ergebnis.
Die Anküpfungstatsachen wurden eben bereits kurz erläutert. Dazu gehören neben der Polizeiakte eine Unfallskizze, Fotos vom Unfallort, sowie glaubwürdige Zeugenaussagen und die ermittelte Reaktionsdauer, Bremsschwelldauer, Auffahrbeschleunigung und Verzögerungswerte der Fahrzeuge.
Die Anküpfungstatsachen bilden die elementare Grundvoraussetzung für eine Unfall Rekonstruktion.
Zu den Feststellungen gehört alles, was der Gutachter am Unfallort begutachtet hat. So zum Beispiel die Verformungen und Schäden, die durch den Unfall an den Fahrzeugen entstanden sind.
Die Feststellungen können auch das Auslesen der Tachoscheibe beinhalten bzw. beim LKW die Auswertung des Fahrtenschreibers oder die Einsicht in das Schadensgutachten der Versicherung.
Auch die Vermeidbarkeit des Unfalls spielt eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um die Schuldfrage geht.
Hierzu sind meistens die Geschwindkeiten und der Kollisionspunkt relevant.
Mit Hilfe der Anknüpfungstatsachen und Feststellungen analysiert und bewertet der Gutachter den Unfallhergang.
Nicht selten kommt ein Gutacher dabei nicht nur auf eine, sondern auf mehrere mögliche Unfallvarianten.
Auch die Vermeidbarkeit des Unfalls spielt eine wichtige Rolle. Hierzu sind meistens die Geschwindkeiten relevant.
Die Vermeidbarkeit stellt man durch Rückrechnung der Bewegung der Unfallbeteiligten und unter Berücksichtung des Verhaltens anderer Unfallbeteiligter fest.
Die Berechnung der jeweiligen Geschwindigkeiten eines KfZ
Um die Ausgangsgeschwindigkeit eines Fahrzeugs zu berechnen, bedient man sich der Weg-Zeit-Analyse.
Dazu wird die Bremsspur in Metern vermessen und skizziert. Hier gilt meistens die Bremsspur der Vorderräder.
Auch die Bremsverzögerung, also die veränderte Geschwindkeit m/sec² zieht man heran.
- Diese beträgt bei einem regulären PKW auf einer trockenen Farbahn etwa 7-8 m/sec² und auf nasser Fahrbahn 6-7 m/sec².
- Ebenso muss man die Minderung der Geschwindkeit durch den Aufprall beachten und die Reaktionsdauer des Fahrers.
Bei der Reaktionsdauer bedient man sich in der Regel eines durchschnittlichen Werts von 0,8 Sekunden, bzw, 0,5 Sekunden bei einer geforderten Bremsbereitschaft wie bei einer Fahrt durch ein Wohngebiet.
Die Bremsschwelldauer beträgt im Schnitt 0,1 bis 0,3 Sekunden und bei einem LKW 0,5 Sekunden.
Für die Ausgangsbeschwindigkeit wird die Formel Vo = ?(Vk² + 2×a×s) angewandt, wobei a die Bremsverzögerung und s die Spurlänge darstellt.
Wichtig für die Berechnung ist weiterhin der Bremsdauer-Zeitraum zwischen dem Einsetzen der Vollbremsung und dem Stillstand des Fahrzeugs, die Anhaltedauer, sowie der Anhalteweg. Also die Spurlänge und Strecke zwischen der Reaktions- und der Bremssschwelldauer.
Den Anhalteweg errechnet man aus der Addition der Anhaltedauer und der Spurlänge, die während der Ausgangsgeschwindigkeit pro Sekunde zurückgelegt worden ist.
Wie hoch sind die Kosten bei einer Unfall Rekonstruktion und wer trägt sie?
Die Kosten einer Unfall Rekonstruktion richten sich nach der Komplexität des jeweiligen Unfalls. Sie können um die 2000 Franken oder mehr betragen.
In der Regel werden die Kosten vom Betroffenen selbst oder dessen jeweiliger Versicherung getragen. Um sicher zu gehen, sollte man seine Versicherung noch im Vorfeld kontaktieren und nachfragen.
Besonders bei komplexen und uneindeutigen Tathergängen ist eine Unfall Rekonstruktion jedoch sehr zu empfehlen, insbesondere wenn man Unfallopfer ist.
Je eher ein Gutachter hinzugezogen wird, umso besser lässt sich der Unfallhergang dabei rekonstruieren und die Schuldfrage klären.
Wird ein Gutachten erst durch ein Gericht angeordnet, ist meistens schon viel Zeit vergangen.
Fazit
Möchte man nach einem Unfall herausfinden, was genau passiert ist und wer die Schuld daran trägt, so sollte man am besten direkt einen Gutachter mit der Unfall Rekonstruktion beauftragen.
Dieser kann schon am Unfallort durch das Begutachten von Spuren und dem Anfertigen einer Skizze wichtige Informationen für ein Gutachten heranziehen.
Bei einer sofortigen Unfall Konstruktion auf Wunsch des Betroffenen, trägt er selbst oder dessen Versicherung die Kosten.
Bei komplexen oder uneindeutigen Tathergängen lohnt sich diese Investition jedoch im Hinblick auf die Klärung der Schuldfrage vor Gericht, wenn es um Schadensersatzansprüche geht.