Mythos Gokart: Ist es wirklich der Einstieg in die Formel 1?

Sebastian Vettel, Michael Schumacher, Nico Rosberg – drei deutsche Formel-1-Weltmeister, die ausser der Nationalität eines gemeinsam haben: Sie haben schon früh begonnen, im Gokart schnelle Runden zu drehen. Auf der Kartstrecke trugen sie ihre ersten Fights aus, schafften ihre ersten Überholmanöver und lernten wohl auch so manche Lektion, wenn der Reifenstapel ihrem Rennen ein Ende machte. Ist das Gokart aber nun ein unabdingbarer erster Schritt am Weg in die Königsklasse des Motorsports?

Die Devise «früh übt sich» gilt für viele Sparten. Wer als Erwachsener Spitzenleistungen erbringen will, muss früh beginnen, zu lernen, zu üben und Erfahrungen zu sammeln. In der Musik genauso wie im Ballett oder auch im Sport. Ganz besonders gilt das für den Motorsport.

Denn der «Speed» eines Fahrers ist nicht angeboren, sondern mühsam erlernt. Ein schneller Fahrer muss mit seinem Auto eins werden, es spüren können und instinktiv agieren und reagieren. Diese Instinkte müssen in langen Jahren antrainiert werden.

Start schon ab 6

Mit dem Gokart zu fahren beginnen kann man schon früh. Schon ab sechs Jahren bieten die meisten Kartcenter Kurse für die «Bambini» an.

Der erste Schritt am Weg zur Formel 1 führt also tatsächlich in die Karthalle.

Hier kann der motorsportbegeisterte Junior erstmals sein Talent mit Lenkrad, Gaspedal und Bremse ausprobieren. Ist das Interesse andauernd und ein gewisses Talent gegeben, sollte man so schnell wie möglich einen Gokart-Kurs belegen.

Hier lernen bereits die Kleinsten die wichtigsten Grundbegriffe und bekommen auf leichten, nicht allzu schnellen Karts ein erstes Gefühl fürs Rennfahren.

Natürlich wird in den angehenden Racern aber auch der Wettbewerbsimpuls geweckt. Wer will nicht schneller als der andere sein? Wer freut sich nicht, wenn er auf der Geraden den Gegner überholt oder ihn vor der Kurve ausbremst?

Erste Rennen

Wird das Gokart einmal beherrscht, folgt schon der nächste Schritt am Weg zum Rennfahrer: Rennen fahren. Bei Clubmeisterschaften, die in vielen Kartsportzentren angeboten werden, können sich die Kids mit Gleichaltrigen messen.

Identische Karts werden dabei zur Verfügung gestellt, noch muss man sich also nicht um die Anschaffung eines eigenen Fahrzeugs kümmern.

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  • Mit identischen Karts haben auch alle Fahrer die gleichen Chancen. Mit einem Unterschied: Das Gewicht des Fahrers ist ein entscheidender Faktor. Ein paar Kilo mehr kosten unter Umständen die entscheidenden Zehntelsekunden am Weg zur schnellsten Runde oder zum Rennsieg.

    Man lernt hier daher die nächste Lektion: Rennfahren ist ein anstrengender Sport, der körperliche Fitness, Ausdauer, aber auch Kraft erfordert. Regelmässiges Kraft- und Ausdauertraining abseits der Rennstrecke ist daher schon beim Kartfahren wichtig.

    Denn auch die kleinen Karts erfordern mit ihrer direkten Lenkung bereits einen erheblichen Kraftaufwand.

    Das eigene Gokart

    Wer wirklich ernsthaft an einer Motorsportkarriere arbeiten will, kommt nicht umhin, sich früher oder später – wohl besser früher – ein eigenes Rennkart anzuschaffen. Der Papa des angehenden Piloten sollte allerdings gute technische Kenntnisse haben, denn ein Rennkart macht nur Sinn, wenn man es auch entsprechend einstellen und tunen kann.

    Natürlich braucht man auch einen Lehrer. Jetzt geht es nämlich darum, das Auto zu spüren, seine Reaktionen zu interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Der junge Fahrer muss lernen, die richtige Einstellung und Abstimmung zu finden.

    Für die weitere Motorsportkarriere ist dieses Wissen unerlässlich. Denn neben den Telemetriedaten sind auch die Ingenieure in der Formel 1 auf das Feedback des Fahrers angewiesen, wenn es darum geht, das optimale Setup zu finden.

    Mit dem eigenen Rennkart kann man dann auch den Schritt von der internen Klubmeisterschaft in eine offizielle Meisterschaft – etwa die Deutsche Junioren Kart Meisterschaft wagen.

    Rennsport ist nicht billig

    Dass der Aufbau einer Rennsportkarriere viel Geld verschlingt, bemerkt man das erste Mal, wenn man in einer Karthalle ein paar Runden dreht. Für 50 Franken fährt man nicht sehr lange.

    Wer wirklich trainieren will, muss ein Vielfaches investieren. Richtig teuer wird es spätestens beim eigenen Rennkart.

    Die Anschaffung des Gokarts schlägt ebenso zu Buche wie die laufende Wartung, die Treibstoffkosten und vor allem die Reifen. Die nutzen sich nämlich sehr rasch ab und ein neuer Satz ist billig.

    Nimmt der Junior auch noch an einer Meisterschaft teil, muss das eigene Kart natürlich auch zu den verschiedenen Rennen transportiert werden. Ein geeignetes Auto mit Anhänger ist da unerlässlich.

    Wer es allerdings in eine Meisterschaft geschafft hat und dort einigermassen erfolgreich ist, kann von Förderprogrammen, die etwa der Deutsche Motorsportbund (DMSB) oder auch der ADAC anbieten.

    Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, seine Rennsportkarriere über Sponsoren und Gönner zu finanzieren.

    Kommt man auch ohne Gokart in die Formel 1?

    Natürlich ist es auch möglich, andere Wege in den Rennsport zu finden als schon früh Runden im Gokart zu drehen.

    Niki Lauda, Jochen Rindt oder der jetzige RedBull-Motorsportchef Helmut Marko erzählen übereinstimmend, ihre ersten Rennfahrerschritte auf kurvigen Bergstrassen mit Papas altem VW Käfer unternommen zu haben. Meist, bevor sie einen Führerschein hatten.

    Ein solcher Karrierestart ist aber wohl weder zu empfehlen noch heutzutage wirklich möglich. Praktisch alle Starter im aktuellen Formel-1-Feld haben ihre Karriere im Kart begonnen.

    Die Rivalität zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton soll schliesslich auch bereits auf verschiedenen Kartstrecken begonnen haben.

    Disziplin, Talent und Geld entscheiden

    Im Gokart erfolgreich zu sein, ist daher sicher eine gute Voraussetzung für jeden angehenden Rennfahrer. Denn je früher die Beschäftigung mit dem Rennsport beginnt und je früher man Erfahrungen im Racing sammeln kann, umso mehr Speed wird der Fahrer später wohl auch haben.

    Übung macht schliesslich den Meister.

    Neben dem Talent sind aber auch noch zwei andere Faktoren unerlässlich, um im Motorsport ganz an die Spitze zu kommen: Disziplin und Geld. Regelmässiges Training am Gokart, aber auch regelmässiges Kraft und Ausdauertraining sind ebenso unerlässlich wie der Verzicht auf diverse Freizeitvergnügungen, mit denen sich andere Jugendliche unterhalten.

    Und schliesslich dreht sich sehr vieles ums Geld, denn – siehe oben: Motorsport ist ein teurer Zeitvertreib. Ernsthaft betrieben kann schon der Kartsport fünfstellige Summen pro Saison verschlingen.

    Sind all diese Hürden aber gemeistert, steht dem Weg vom Kart-Kid zum Formel-1-Weltmeister tatsächlich nichts im Wege.

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