Jeder Motorradfahrer wünscht sich wasserdichte Motorradkleidung. Denn jeder hat es schon einmal erlebt: Die Tour ist toll, die Landschaft überragend und das Fahren auf der kurvigen Strecke macht Spaß.
Doch spätestens beim ersten Wolkenbruch ist für viele Motorradfahrer der Spaß zu Ende.
Denn das leidige Thema wasserdichte Motorradkleidung konnten nur wenige Motorradfahrer tatsächlich zu ihrer Zufriedenheit lösen. Und wenn gut auch noch mit günstig einhergehen soll, gleicht die Suche erst recht der Jagd nach dem goldenen Vlies.
Motorrad fahren bei Regen – eine Hassliebe
Die Anfänge des Motorradfahrens liegen im Pragmatismus. Wo heute aus reiner Freude am Fahren Kurven gefahren und Berge erklommen werden, stand früher das Motorrad als günstiges Fortbewegungsmittel.
Viele Menschen, die sich kein Automobil leisten konnten, waren auf das Motorrad angewiesen, um schnell und einigermaßen komfortabel zum Ziel zu kommen.
Damals bestand das Problem wasserdichter Kleidung schon genau so, wie es heute Motorradfahrer bei Regen zur Verzweiflung bringt.
Vermutlich war der Drang nach funktionaler Regenbekleidung früher sogar noch größer, da die meisten Fahrten eben nun einmal reine Zweckfahrten waren und nicht einfach des schlechten Wetters wegen entfallen konnten. Kurios muten die frühen Formen wasserdichter Motorradkleidung an, wo teilweise ein Stehkragen vor dem Gesicht verschlossen wurde und nur noch Platz für die obligatorische Motorradbrille liess.
Technik und Mode sind heute zum Glück einen ganzen Schritt weiter und trotzdem ist wasserdichte Motorradkleidung immer noch ein heiss diskutiertes Thema.
Warum überhaupt im Regen fahren?
Doch warum beschäftigt uns dieses Thema überhaupt so sehr? Da die meisten Fahrer ohnehin nur noch zum Spass auf zwei Rädern unterwegs sind, könnte man doch einfach zu Hause bleiben und den Regen abwarten.
Aber so einfach ist es leider doch nicht. Man stelle sich die lange geplante und genau mit den Urlaubstagen terminierte Motorradtour nur einmal vor, wenn jeder Regen zum Stillstand führen würde.
Gebuchte Hotels müssten verfallen und vermutlich würden viele Touren enden, bevor sie überhaupt richtig begonnen haben. Daher bieten unzählige Hersteller heute eine breite Produktpalette für Fahrten im Regen an, die sich meist auf einen von zwei Grundsätzen des Regenschutzes berufen.
Lösungen für die Fahrt im Regen
Die zwei Möglichkeiten, einen effektiven Wetterschutz beim Motorradfahren zu erreichen, lassen sich recht simpel beschreiben.
Entweder gilt es, die ohnehin getragene Kleidung wasserdicht zu machen. Oder man zieht über die eigentliche Motorradkleidung eine zweite Schicht, die die Wasserdichtigkeit mitbringt. Es geht dabei natürlich um die bekannte und vielfach bewährte Regenkombi.
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.
Beginnen wir mit der Betrachtung der Regenkombi als separatem Regenschutz. Da es sich dabei um ein eigenes, nur bei Regen getragenes Kleidungsstück handelt, kann die Regenkombi hinsichtlich des Wetterschutzes sehr konsequent gestaltet sein.
Die meisten Kombis sind komplett geschlossen und weisen lediglich die unbedingt zum Einstieg, sowie für Hände, Füße und Kopf unbedingt erforderlichen Öffnungen auf.
Auf sonstige Lüftungen, Taschen oder andere Schwachstellen wird meist bewusst verzichtet. Damit erreicht ein Regenkombi im Normalfall auch einen sehr guten Wetterschutz.
Der wird allerdings eben mit einem weiteren Kleidungsstück erkauft. Wird er nicht benötigt, nimmt die Regenkombi Platz weg.
Und auch im Bedarfsfall sind viele Kombis alles andere als bequem. Die zusätzliche Schicht macht den Fahrer unbeweglich, die drückt hier, wirft eine im Wind flatternde Falte da, kurz: Bequem und komfortabel geht anders.
Wird dagegen die eigentliche Motorrad-Schutzbekleidung von vorn herein als wasserdichte Motorradkleidung ausgeführt, liegen die Probleme an anderer Stelle. Die Kleidung ist zwar deutlich passgenauer geschnitten und damit auch komfortabler zu tragen als ein zusätzlicher Regenkombi.
Allerdings soll die Motorradkleidung neben dem Wetterschutz noch unzählige weitere Funktionen erfüllen. Sie soll bei Stützen angemessen schützen, sie soll modisch schick daher kommen und sie soll praktisch sein. Meistens gehören zu den praktischen Details viele Taschen für Mautkarte, Straßenkarte, Handy und vieles mehr.
Weiterhin verfügen viele Motorradkleidungen über optionale Lüftungsöffnungen, sowie Verstellmöglichkeiten der Arm- und Taillenweite. Alle diese Dinge sind letztendlich nichts anderes als Schwachstellen, die den Wetterschutzeffekt der Kleidung reduzieren.
Jede Naht, jede Niete und jeder Reissverschluss muss separat wasserdicht gemacht werden und kann potentiell doch etwas Feuchtigkeit hindurch lassen.
Zuletzt führt der zusätzliche Wetterschutz meistens auch dazu, dass die Kleidung insgesamt etwas sperriger bzw. schwerer wird, so dass der Komfort zwar immer noch über dem einer Regenkombis, aber unter dem Komfort einer Kleidung ohne Regendichtigkeit liegt.
Wasserdichte Regenbekleidung – was überhaupt möglich ist
Wasserdichte Bekleidungsmaterialien gibt es. Und sie werden auch für Regenbekleidung verwendet.
Das grosse Problem liegt daher nicht in der Wasserdichtigkeit, sondern in den Dingen, die solche Kleidung nebenbei sonst noch können soll. Dazu gehört heute in erster Linie die Atmungsaktivität.
Vor Regen geschützt sein wollen wir alle, aber wer möchte unter seiner Regenkleidung schon schwitzen?
Technisch ist das zwar möglich. Regentropfen werden abgehalten, während Wasserdampf von innen nach außen durch das Gewebe diffundieren kann. Dieser Effekt hat aber seine Grenzen. Absolut wasserdicht und zugleich zu 100 Prozent atmungsaktiv funktioniert leider in der Praxis nicht.
Entweder am einen oder anderen Ende müssen Abstriche gemacht werden.
Weiterhin ist zwar ein wasserdichtes Material in der Fläche sicherlich absolut dicht. Hände, Füße und der Kopf müssen ja aber trotzdem noch durch die Kleidung passen. Diese Punkte lassen sich zwar gut abdichten, ein wenig eindringendes Wasser lässt sich aber kaum vermeiden.
Gut und günstig – ein Ausschluss?
Heute bieten auf günstige Hersteller schon multifunktionale Gewebe an, die den Spagat zwischen Dichtigkeit und Atmungsaktivität, zwischen Pragmatismus und Komfort, wagen.
Häufig unterscheiden sich diese Kleidungsstücke von ihren hochpreisigen Partnern nur noch darin, wie gut die Kombination der unterschiedlichen Anforderungen gelingt.
Je teurer die Kleidung, umso mehr Aufwand wird in der Regel für Entwicklungen und Verbesserungen aufgewendet und umso komfortabler ist sie später in der täglichen Anwendung.
Die sprichwörtliche «eierlegende Wollmilchsau» gibt es bei wasserdichter Motorradbekleidung leider nicht. Soll es eine günstige Alternative sein, müssen entweder bei der Funktionalität oder beim Komfort Abstriche hingenommen werden.
Als Notlösung für den unerwarteten Schauer sind diese Kleidungsstücke aber sicherlich ausreichend.
Lediglich für lange Urlaubstouren, die auch bei Regen nicht einfach abgebrochen oder pausiert werden können, lohnt definitiv eine etwas höhere Investition.