Was wurde aus dem 3-Liter-Auto?

Nennen Sie ein gutes Gedächtnis Ihr Eigen, dann erinnern Sie sich möglicherweise noch daran und fragen sich, was wurde aus dem 3-Liter-Auto? Alle anderen müssen vermutlich erst einmal kürzer oder länger überlegen, was genau dieser Begriff bedeutet. Ah, da war ja etwas!

Die Anfänge des 3-Liter-Autos

Die 3-Liter-Autos wurden ab Ende der 1990er bekannt, wobei diese Bekanntheit weniger die entsprechenden Autos selbst als die einprägsame Bezeichnung betraf. Spritsparen war schon immer «in», zu jener Zeit vielleicht weniger aus Gründen des Umweltschutzes und Rücksichtnahme auf die begrenzten Ressourcen der Erde, sondern eher aus finanziellen Motiven. Ende 1998 gelangte «Bündnis 90 / Die Grünen» in Deutschland erstmal als Juniorpartner in Regierungsverantwortung in einer Koalition mit der SPD. Mit der Einführung der «Öko-Steuer» wurde im Nachbarland der Kraftstoff über Nacht spürbar teurer, ausserdem schreckte viele Autofahrer ein Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz der GRÜNEN, demnach der Spritpreis schrittweise auf 5 Deutsche Mark angehoben werden sollte.

Dementsprechend kam die Idee zum 3-Liter-Auto aus Deutschland und wurde vor allem von der dortigen Automobilindustrie als Heilsversprechen vermarktet, mit dem der Individualverkehr auch angesichts exorbitanter Spritpreise erschwinglich bleiben sollte.

Seat Arosa Facelift Champagnergelb
Seat Arosa

So war es denn auch folgerichtig, dass es der Volkswagen-Konzern war, der mit dem «Lupo» im Jahr 1998 einen PKW vorstellte, der sozusagen zum Inbegriff des 3-Liter-Autos wurde.

Schon ein Jahr früher, 1997, hatte SEAT ein nahezu baugleiches Fahrzeug, den Arosa, herausgebracht.

Somit ist es nicht zutreffend, dass die Regierungsbeteiligung der Grünen-Partei in Deutschland überhaupt erst zur Entwicklung dieser besonders sparsamen Fahrzeuge führte; sie hatte allerdings Einfluss auf die Produktwahrnehmung der Verbraucher und diese Kleinstwagen befanden sich im Fokus der öffentlichen Debatte.

2002 Volkswagen Lupo E 1.0 Front (1)
VW Lupo

Der Lupo war nur als 3-Türer erhältlich und verfügte, je nach Wunsch des Käufers, über vier oder fünf Sitzplätze. Der Kofferraum war zwar klein, doch konnte dessen Volumen durch das Umlegen der Rückbank merklich vergrössert werden.

Dem Lupo war nur geringer kommerzieller Erfolg beschieden, folglich stellte Volkswagen die Produktion in Deutschland im Jahr 2001 ein, der weltweite Produktionstopp erfolgte 2005.
Der Versuch einer Neuauflage durch AUDI in Form des A2 scheiterte ebenfalls. Die Verkaufszahlen blieben mau, schon nach wenigen Jahren wurde die Produktion wieder eingestellt.

Woran das 3-Liter-Auto krankte und in welche Richtung die Entwicklung sparsamer PKW heute geht

Der grosse Durchbruch blieb den kleinen Flitzern besonders aus einem entscheidenden Grund verwehrt:

Ein niedriger Kraftstoffverbrauch setzt vor allem ein niedriges Eigengewicht des Fahrzeugs voraus. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zu einer äusserst sparsamen Ausstattung. Allerdings konnten Fahrzeuge mit spartanischer Ausstattung damals wie heute keine grossen Käuferschichten für sich gewinnen. Zudem waren die Leasingraten zu hoch für viele kleine Betriebe und Behörden, die den Kleinstwagen in ihren Fuhrpark aufgenommen hatten und damit nach aussen Schlichtheit und Umweltfreundlichkeit demonstrieren wollten.

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  • Was wurde aus dem 3-Liter-Auto - Lupo aufgemotzt
    Ein Lupo kann auch aufgemotzt werden

    Die Kombination aus spartanischer Ausstattung und hohen Kosten führte schliesslich dazu, dass diese Fahrzeuge nie über ihr Nischendasein hinweg kamen. Die Leichtbauweise führte zudem zu Problemen beim Fahrverhalten, was diese Fahrzeuge praktisch untauglich für längere Überlandfahrten machte.

    Es zeigte sich, dass Käufer grundsätzlich ein eher geringes Interesse an sehr kompakten, aber spritsparenden Fahrzeugen hatten.

    Lieber VW oder Opel? Wir klären das ganz genau.

    Was wurde aus dem 3-Liter-Auto denn jetzt?

    Bis heute entwickelte sich der Trend deshalb in eine Richtung, die zwar relativ gross, aber dank neuerer Technologien ebenfalls spritsparend sind, zum Beispiel Plug-In-Hybride, die sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen Elektromotor nutzen. Dadurch kommen auch recht grosse und schwere Fahrzeuge auf einen Kraftstoffverbrauch, der die Versprechen der damaligen 3-Liter-Autos noch deutlich unterbieten kann.

    Fragt Sie also jemand «Was wurde aus dem 3-Liter-Auto?», so können Sie zusammenfassend antworten, dass die 3-Liter-Autos ein Versuch waren, spritsparende PKW zu etablieren, dies aber an einem Zusammenspiel aus den Gesetzen der Physik, den Käuferpräferenzen und der damaligen Technologie scheiterte.

    Dennoch nennen Sie vielleicht heute, mehr als 20 Jahre später, ein Fahrzeug Ihr Eigen, das einen noch geringeren Verbrauch als ein 3-Liter-Auto hat, bei dem Sie aber dank moderner Technik weder Abstriche bei der Grösse, noch bei Ausstattung und Komfort machen müssen.

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