Vor dem Sommerurlaub ist es ratsam, die Bremsflüssigkeit zu prüfen. So fahren Sie sicher durch die Stau-reichste Zeit des Jahres.
Doch was hat die Bremsflüssigkeit mit dem Sommerurlaub zu tun? Sommerzeit ist Urlaubszeit – ist Ihr Auto fit für die geplanten Ausflüge?
Viele Werkstätten bieten jetzt Kombinationsangebote an, den Wagen für den Sommer zu prüfen.
Wer noch keine Sommerreifen aufgezogen hat, kann das direkt mit erledigen lassen. Flüssigkeiten werden geprüft und die Bremsen werden ebenfalls auf den Prüfstand geschickt. Doch Vorsicht:
Wenn Sie jetzt denken, das Geld spare ich mir und checke selbst schnell Öl und Kühlerflüssigkeit, könnten Sie damit einen grossen Fehler begehen. Oder wann haben Sie das letzte Mal den Stand Ihrer Bremsflüssigkeit nachgeschaut?
Wozu braucht es eigentlich die Bremsflüssigkeit und muss die wirklich ausgetauscht werden? Was darf Ihre Werkstatt dafür berechnen? Hier die wichtigsten Fakten für Sie zusammengefasst.
Welche Aufgabe hat die Bremsflüssigkeit im Auto?
In alten Autos ist im Motorraum ein kleiner Plastikbehälter zu sehen, mit dem Sie sicherlich bisher noch keine nähere Begegnung hatten: Er ist weder für das Scheibenwischwasser zuständig, noch kommt da Kühlflüssigkeit gegen Frost im Winter hinein.
Es handelt sich um das Behältnis für die Bremsflüssigkeit.
Sie wissen, dass es Bremsscheiben gibt und dass die darauf liegenden Bremsbeläge ab und an gewechselt werden müssen. Sie sind dann umgangssprachlich einfach «runter».
Damit das Auto einwandfrei bremst und die für das Fahrzeug vorgesehene Bremswirkung erzielt, ist noch ein dritter Aspekt relevant: Die Bremsflüssigkeit.
Doch übersetzen wir das Fachchinesisch. Sie treten auf die Bremse.
Durch den Druck auf das Pedal aktivieren Sie den Bremskraftverstärker. Über einen Zylinder wird die Kraft in hydraulischen Druck umgewandelt. Dieser hydraulische Druck wird von der Bremsflüssigkeit weiter zu den Bremsen am Rad übertragen. Das passiert, indem die Flüssigkeit unter dem Druck durch die Bremsleitungen gepresst wird.
Kurze Bremswege retten Leben
Das Problem ist, dass die Bremsflüssigkeit ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen muss.
Weil sie aber wasserliebend ist (hydrophil), zieht sie mit den Jahren immer mehr Wasser an. Das sorgt für die Verdünnung der Bremsflüssigkeit und in Folge dessen ändern sich ihre Eigenschaften.
Eine wichtige Veränderung ist das Sinken des Siedepunktes. Wenn die Bremsflüssigkeit nämlich eher kocht als geplant, bilden sich Dampfblasen.
Diese Dampflasen befinden sich dann in dem Bremssystem aus Schläuchen und Leitungen.
Hier ist das Problem einfach erklärt:
Sie treten wie oben beschrieben auf die Bremse.
Die will durch den Bremskraftverstärker Ihre Körperkraft über einen Zylinder in hydraulische Kraft wandeln. Soweit funktioniert das auch.
Jetzt aber entlädt sich der Druck auf die Bremsflüssigkeit in den Leitungen nicht erst bei der Übertragung an die Radbremse, sondern schon vorher im Inneren des Bremssystems.
Die Kraft wird dazu verschwendet, die entstandenen Dampfblasen zusammenzudrücken.
Je nachdem, wie viele dieser Dampfblasen zusammenzudrücken sind, lässt die Leistung der Radbremse nach.
Bis hin zum Totalausfall.
Immer wieder lesen wir in den Nachrichten von Todesfällen und schweren Unfällen, weil PKWs und LKWs Stauenden übersehen oder einfach nicht früh genug zum Stehen kommen.
Sie wissen jetzt: Bremsflüssigkeit kann über wenige Meter entscheiden und damit Leben retten.
Bremsflüssigkeit auffüllen oder austauschen?
Genau wie bei Motorenöl und Kühlerflüssigkeiten gibt es eine breite Auswahl an Bremsflüssigkeiten.
Wenn Sie in Eigenregie den Stand auffüllen wollen, schauen Sie sich zwingend die Herstellerangaben an. Die finden Sie entweder im Betriebsbuch oder aber im Internet.
Die Angaben Minimum und Maximum sind nicht so einfach zu nehmen wie bei den anderen Flüssigkeiten. Es ist nicht damit getan, schlicht wieder aufzufüllen.
Wie oben erklärt, verändert sich der physikalische Zustand der vorhandenen Flüssigkeit zu sehr, um weiterhin fehlerfrei zu funktionieren.
Suchen Sie dafür eine Werkstatt auf. Es muss keine Vertragswerkstatt sein, eine freie Werkstatt ist in vielen Fällen sogar preiswerter.
Neue Autos zeigen Ihnen an, wenn Sie an irgendeiner Stelle Probleme haben. Sensoren melden dem Boardcomputer Änderungen der Bauteile und Flüssigkeiten früh genug.
Bei alten Autos aber sollten Sie als Vielfahrer durchaus in Betracht ziehen, die Flüssigkeit im Bremssystem jede Saison auf ihren Stand zu überprüfen und gegebenenfalls etwas nachzufüllen.
Fragen Sie dafür in der Werkstatt Ihres Vertrauens nach, wie viel Sie dazu geben dürfen. Alle zwei Jahre muss die ganze Flüssigkeit dann gewechselt werden.
Der Wechsel selbst ist ab 60 Franken in freien Werkstätten zu haben, aber der Preis für die Materialien erhöht die Rechnung oft. Das ist aber Abhängig von Ihrem PKW.
Viele Betriebe wechseln in dem Zusammenhang auch gerne Dichtungen und Filter aus. Sprechen Sie unbedingt vorher ab, wie viel Handlungsspielraum Sie gewähren, sonst droht am Ende eine saftige Überraschung.
Bremsflüssigkeit ab jetzt regelmässig kontrollieren
Wir fahren zur Tankstellle, wir prüfen Öl, Reifendruck und Co, aber die Bremsflüssigkeit haben wir bisher ausser Acht gelassen.
Der TÜV hat schliesslich attestiert, dass die Bremsen funktionieren.
Die Zeiten sind vorbei.
Bremsen rettet Leben!
Deshalb sollte diese Minute Aufmerksamkeit mehr beim nächsten Schnellcheck vor der langen Fahrt ab jetzt mit zur Routine gehören.