Kabelloses Laden für E-Fahrzeuge verbessert die Benutzerfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen und macht die Verkehrswende auch für Skeptiker attraktiver. Kabelloses Laden für E-Fahrzeuge ist bereits einsatzbereit. Es bleibt nur noch, diese innovative Technologie auf oder unter die Strassen zu bringen. Im folgenden Artikel werfen wir einen Blick auf die Zukunft des bequemen EV-Ladens.
Wie funktioniert kabelloses Laden?
Kabelloses Laden für E-Fahrzeuge ermöglicht die kabellose Energieübertragung mithilfe eines Magnetfeldes. Ähnlich wie beim Aufladen eines Smartphones kann so auch ein Elektrofahrzeug aufgeladen werden. Dabei wird eine Ladespule in den Strassenbelag und eine weitere im Fahrzeugboden integriert. Fliesst Wechselstrom durch die Strassenspule, entsteht ein Magnetfeld. Befindet sich das Fahrzeug in der Nähe dieses Feldes, wird elektrischer Strom erzeugt, der die Fahrzeugbatterie auflädt.
Um diese Technologie für Elektroautos effizient und mit minimalen Ladeverlusten nutzbar zu machen, arbeiten namhafte Automobilhersteller wie BMW, Stellantis und VW gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und Start-ups an der Entwicklung alltagstauglicher und nutzerfreundlicher induktiver Ladelösungen.
Dynamic Wireless Power Transfer
Elektrofahrzeuge induktiv und ohne den Umweg über Ladesäulen oder Wallboxen aufzuladen, klingt wie ein Wunschtraum für Besitzer von Elektroautos. Ein solches System könnte die andauernde Debatte über Ladezeiten und Kapazitäten sofort beenden. Stellantis scheint hier einen bedeutenden Fortschritt erzielt zu haben mit der Entwicklung der DWPT-Technologie (Dynamic Wireless Power Transfer). Dieses System nutzt unter dem Strassenbelag verlegte Leiterschleifen, um Energie direkt an Autos, Lastwagen und Busse zu übertragen, ohne dass diese zum Aufladen ihrer Batterien anhalten müssen. Die Technologie ist flexibel und kann an jedes Fahrzeug angepasst werden, sofern es mit einem speziellen Empfänger ausgestattet ist. Dieser nimmt die Energie auf und leitet sie direkt an den Elektromotor weiter, was die Reichweite erhöht und die Batterie schont.
Bei Tests in der Arena del Futuro hat sich gezeigt, dass ein entsprechend angepasstes Elektroauto (Fiat 500e) mit normaler Autobahngeschwindigkeit fahren kann, ohne dabei die gespeicherte Energie seiner Batterie zu nutzen. Die Energieübertragungseffizienz von der Strasse zum Fahrzeug ist dabei mit der von Schnellladestationen vergleichbar. Ausserdem zeigten Messungen, dass die Magnetfelder, die bei diesem Prozess entstehen, keine negativen Auswirkungen auf Menschen oder die Umwelt haben. Dank der DWPT-Technologie liegen keine Kabel frei, was die Strassenoberfläche sicher für Fussgänger macht. Über die Kosten für die Implementierung dieser induktiven Ladetechnik in Strassen macht Stellantis jedoch keine Angaben.
Induktives Laden mit magnetischem Beton
Das Münchner Start-up Magment hat eine innovative Betonmischung entwickelt, die eine kosteneffizientere induktive Ladung für Fahrzeuge ermöglicht als bisherige Technologien. Dieser Beton, der aus wiederverwerteten Metallen von Elektroschrott und Zement besteht, ermöglicht das drahtlose Laden von elektrischen Fahrzeugen sowohl während der Fahrt als auch beim Parken.
Fahrzeuge werden dafür mit einer Spule am Unterboden und der nötigen Ladeelektronik ausgestattet und werden dann über den magnetischen Beton mit Strom versorgt. Angaben des Start-ups zufolge können dank der hohen elektrischen Leitfähigkeit des Zements bis zu 95 Prozent des übertragenen Stroms von den Fahrzeugen aufgenommen werden.
Diese Entwicklung könnte die Notwendigkeit kleinerer Batterien mit sich bringen, was sowohl die Reichweite der Fahrzeuge erhöht als auch den Bedarf an knappen Ressourcen reduziert. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie ist ihre Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu anderen induktiven Ladelösungen, die entweder teuer zu produzieren sind oder einen geringeren Wirkungsgrad aufweisen. Die magnetische Betonmischung wird wie herkömmlicher Zement verarbeitet und ist durch die Zugabe metallischer Partikel sogar noch robuster. Zur Massenproduktion dieses Materials arbeitet Magment mit dem weltweit führenden Baustoffhersteller Holcim AG aus der Schweiz zusammen.
Mahle-System für kabelloses E-Auto-Laden
Das Unternehmen Mahle aus Stuttgart hat eine innovative Methode entwickelt, die es ermöglicht, Elektroautos durch einfaches Parken über einer speziellen Bodenplatte kabellos aufzuladen. Dieses Verfahren nutzt Induktionsenergie, um die Fahrzeuge ohne physischen Kontakt zu laden und markiert einen möglichen Wendepunkt für die Technologie des induktiven Ladens.
Das System von Mahle wurde kürzlich vom SAE International, einer Organisation ähnlich dem Deutschen Institut für Normung (DIN), als globaler Standard für das kabellose Laden anerkannt. Diese Standardisierung, die bisher in der Branche fehlte, könnte die Akzeptanz und Verbreitung des induktiven Ladens erheblich vorantreiben und wird von Experten als bahnbrechende Entwicklung betrachtet.
Mahle hat sich mit dieser Neuerung im Bereich der Elektromobilität hervorgetan und eine zehnjährige Entwicklungsleerstelle überwunden. Mit der Entscheidung der SAE wird erwartet, dass die Nutzung des kabellosen Ladensystems nun deutlich zunehmen wird. Das Unternehmen plant, Lizenzen für diese Technologie der Industrie anzubieten, um deren breite Anwendung und Verfügbarkeit zu fördern.
Projekt «eCharge» der TU Braunschweig
Im Rahmen des Projekts «eCharge» arbeiten Forscher der Technischen Universität Braunschweig gemeinsam mit Akteuren aus der Automobilbranche, dem Strassenbau sowie dem Sektor der Energieversorgung daran, das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt zu verbessern. Dabei setzen sie auf eine klassische Methode, bei der Induktionsmodule direkt in den Strassenbelag integriert werden. Diese Module werden entweder beim Neubau oder bei der Sanierung von Strassen etwa zehn Zentimeter unter der Oberfläche eingelassen und über Steuergeräte am Strassenrand verbunden. Sobald ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug in die Nähe kommt, steuern sie den Ladevorgang,
Die beteiligten Forscher halten es für möglich, Autobahnen mit Ladekorridoren von jeweils 25 Kilometern Länge auszustatten. Diese sollen in der Lage sein, die Batterien der Fahrzeuge um bis zu 20 Prozent aufzuladen, während sie befahren werden. Zusätzlich zur Ladetechnik entwickelt das «eCharge»-Team strapazierfähige Strassenbeläge, die für diese Technologie geeignet sind.
Fazit: Kabelloses Laden für E-Fahrzeuge
Kabelloses Laden für E-Fahrzeuge befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium und bedarf weiterer Verbesserungen. Sie gilt jedoch als die Ladetechnologie der Zukunft. Die Möglichkeit, Fahrzeuge während des Parkens oder Fahrens aufzuladen, könnte auch zu einer Verkleinerung der Batterien und damit zu billigeren Elektrofahrzeugen führen.