Der Motorrad Grand Prix, der seit 1998 auf dem Sachsenring, gilt als eine Ikone des Motorsports.
Er findet nicht weit von Hohenstein-Ernstthal statt. 1925 startetet der Motorrad Grand Prix als Grosser Preis von Deutschland für Motorräder.
Wie alles begann
Motorradrennen gab es bereits vor der Jahrhundertwende. Im 20. Jahrhundert entstanden immer mehr Rennstrecken.
Nach der kriegsbedingten Unterbrechung wurden die Motorradrennen, die immer noch reine Strassenkurse waren, wieder aufgenommen.
Die Motorrad-Enthusiasten Paul Berger und Sepp Wagner aus Ernstthal entschlossen sich vor diesem Hintergrund, einen eigenen Motorradfahrer Club in Hohenstein-Ernstthal zu gründen.
Ihre feste Absicht war es, ein eigenes Motorradrennen zu veranstalten. Das aber stiess auf so heftigen Widerstand in der Bevölkerung, dass es bis zum Himmelfahrtstag 1927 dauerte, bis ein Rennen stattfinden konnte. Dazu kamen 140.00 Zuschauer.Rekord!
Leider kam es auf dem 8,71 km langen Strassenkurs, der mitten durch Hohenstein-Ernstthal führte, zu einigen Unfällen, so dass das Rennen zunächst wieder ausgesetzt wurde.
Die Rennstrecke Bad-Viereck
Anfang der 1930er Jahre wurden die Rennen jedoch – damals noch unter dem Namen Badberg-Viereck-Rennen – wieder aufgenommen.
Der Reiz der Strecke lag darin, dass sie an die Fahrer durch ihren Abwechslungsreichtum höchste Anforderungen stellte. Allerdings war sie damit auch ziemlich gefährlich.
Auch wenn man die spektakulärsten Stellen notdürftig mit etwas Stroh abgepolstert hatte, führte der kleinste Fehler zum Sturz.
Die Crux bestand darin, dass die Fahrer dennoch hier den Schwung holen mussten, um am Anstieg zum Badberg nicht zu versauern. Es blieb ihnen damit gar nichts anderes übrig, als mit höchstmöglicher Geschwindigkeit zu fahren.
Ein Nervenkitzel sondergleichen für die Zuschauer.
Nach Überwindung des Badberggipfels und einer Linkskurve ging es darum, bis zur steilen Nötzoldtkurve möglichst viel Boden gut zu machen.
Wer vor der Nötzoldkurve zu spät bremste, wurde aus der Kurve getragen. Die Unfälle an dieser Kurve waren spektakulär.
Der nächste Abschnitt am Bethlehemstift vorbei hatte viel Gefälle, war kurvenreich und häufig feucht und rutschig durch Blätter auf der Strasse.
Wer soweit unbeschadet bis zum Wasserwerk hinuntergekommen war, kletterte anschliessend wieder hoch zum Queckenberg. Am Ende der Steigung folgte noch eine Linkskurve mit einem Winkel von 100°, hinter der dann Start und Ziel vor den Fahrern lagen.
Diese Strecke wurde 1937 offiziell in Sachsenring umbenannt.
Wiederbeginn der Renntätigkeit
Es dauerte bis 1950, bis wieder ein grosses Rennen am Sachsenring stattfand.
400.000 Zuschauer waren eine eindrucksvolle Kulisse, als hier ein Lauf zur gesamtdeutschen Motorradmeisterschaft ausgetragen wurde.
Neben den Motorradfahrern veranstaltete die DDR hier nun auch Radrennen. Höhepunkt war die 1960 am Sachsenring ausgetragene Strassen-Radweltmeisterschaft. Sieger bei den Amateuren war Bernhard Eckstein vor Täve Schur.
Bis 1972 wurden immer wieder Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft am Sachsenring ausgetragen. Weltmeister Giacomo Agostini fuhr Rekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 180 km/h.
Leider machte die Strecke auch wieder negative Schlagzeilen, als der junge Weltmeister Bill Ivy aus England mitten in Hohenstein-Ernstthal bei einem Sturz ums Leben kam.
Ab 1973 war es zunächst vorbei mit dem Motorrad Grand Prix. Die DDR wollte die Kosten nicht aufbringen, um die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Während andere Naturrennstrecken komplett umgebaut wurden, blieb der Sachsenring der alte und war nur noch Schauplatz untergeordneter nationaler Rennen und solcher, bei denen ausschliesslich Osteuropäer antraten.
Neuanfang
Erst nach der Wiedervereinigung gab es wieder Aktivitäten am Sachsenring.
Im Bereich von Start-Ziel der alten Rennstrecke wurde ein modernes Verkehrssicherheitszentrum eröffnet. Dem war ein multifunktionales Gelände für Rennsportveranstaltungen zugeordnet.
Auch gab es bereits eine Rennstrecke, die allerdings noch nicht durchgehend zur Verfügung stand. Aber die Aufmerksamkeit des internationalen Rennsports war dem Sachsenring nun wieder sicher.
Und schliesslich war es soweit: das Comeback des Sachsenrings als Austragungsort internationaler Rennsportveranstaltungen.
1996 wurden hier erstmals wieder Rennen zur IDM, der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft, veranstaltet. Ausserdem trug der ADAC Rennen zu seinem Super Touren Cup am Sachsenring aus.
Die Strecke hatte nun die Form eines Ovals, das um einen bewaldeten Hügel herumführte. So weit so gut.
Aber der Rest der Strecke wurde als zu langsam und teilweise zu eng empfunden und löste Kritik aus. Unverdrossen wurde an Verbesserungen gearbeitet. Das betraf sowohl den Standard der Strecke als auch die Infrastruktur.
Nachdem die Motorradweltmeisterschaften weder am Hockenheim noch am Nürburgring an die alten Erfolge anknüpfen konnten, versuchte man es 1998 nach 26 Jahren Zwangspause wieder mit dem umgestalteten Sachsenring.
Mit Erfolg: Jahr für Jahr finden sich 200.000 treue Motorradfans ein, um ihren Idolen zuzujubeln.
Streckenverlauf heute
- Start-Ziel – die mit 780 m längste Gerade am Sachsenring
- Kurve auto motor sport. Bereits die erste Kurve nach der Geraden ist spektakulär: eine recht enge Rechtskurve bergab, die mit
Recht das Nadelöhr genannt wird. - Schon die Einfahrt in die Omega-Kurve, die wohl bekannteste Kurve des Sachsenrings, ist nur von versierten Fahrern ohne
Probleme zu bewältigen. - Im weiteren Verlauf der Omega-Kurve gilt es, die Ideallinie zu finden, über die es Diskussionen ohne Ende gibt.
- Aus der Kurve heraus muss man das Gas dosieren, um ein Durchdrehen der Räder zu vermeiden. Das Problem entsteht durch
eine Wölbung der Innenseite der Fahrbahn. - Die Kleine Kuppe ist eine Kurve, die angenehm zu fahren ist, aber man muss wachsam sein, weil anschliessend mehrere
Linkskurven folgen. - Die Karthallen-Kurve. Da der Zuschauer hier den besten Blick auf das Rennen hat, stehen hier die grössten Tribünen. Die
Linkskurve zieht sich extrem in die Länge. - VW-Sachsen-Brücken Kurve. Hier heisst es, mit der richtigen Geschwindigkeit die Bodenwellen bei der engen Einfahrt zu
meistern, um dann zum Ausgang hin angemessen zu beschleunigen - Die Nordkurve. Sehr beliebt bei den Fahrern, weil sie schnell durchfahren werden kann und keine Hinterhältigkeiten bereithält.
- Die Fahrerlager 1-Kurve. Eine Kurve, die bis zu 13% Gefälle hat, aber dennoch die schnellste Kurve des Sachsenrings ist.
- Die Sachsenkurve. Hier, wo man sich wie auf der Anfahrt zu einer Sprungschanze bewegt, erreichen die Fahrer die höchste
Geschwindigkeit. - Die Queckenbergkurve. Oft werden Rennen auf diesen letzten Metern entschieden. Die Kurve hat eine extreme Steigung und
die Fahrer brauchen genug Geschwindigkeit, um auf der abschliessenden Geraden keine Zeit einzubüssen.
Fazit
Wer eine Strecke sucht, die alles bietet, was das Herz des Rennsportfans begeistert, ist am Sachsenring genau richtig.
Die Stimmung ist überragend und es wird Sport vom Allerfeinsten geboten.