«Ich habe doch nur einmal kurz nicht aufgepasst und schon falsch getankt» – dieser Satz fällt bei den Schweizer Pannenhelfern täglich mehrfach. Zwischen Röstigraben und Matterhorn sind die gelben Engel des TCS regelmässig unterwegs, um verzweifelten Autofahrern zu helfen, die versehentlich zum falschen Zapfhahn gegriffen haben.
Die Pannendienste kennen das Problem so gut wie ihre Westentasche und genau deshalb gibt es bewährte Verfahren, wie damit umzugehen ist. Im folgenden Beitrag erfährst du alles Wissenswerte zum Thema Fehlbetankung, welche Sofortmassnahmen du ergreifen kannst und was eigentlich passiert, wenn der Motor mit dem falschen Treibstoff gefüttert wird.
Die häufigsten Fehlbetankungen und ihre Folgen
In der Schweiz verzeichnen die fleissigen Pannendienste jährlich etwa 7.500 Fälle von Fehlbetankungen, was beachtlichen 20 Notrufen täglich entspricht. Besonders häufig trifft es dabei Mietwagen-Fahrer und frischgebackene Besitzer neuer Fahrzeuge, die noch nicht zur Routine gefunden und falsch getankt haben.
Der Klassiker unter den Tankverwechslungen ist eindeutig «Benzin im Diesel». Hier handelt es sich um ein Szenario, das Mechaniker nur allzu gut kennen und beim Anruf schon wissend nicken lässt. Benzin wirkt in einem Dieselmotor wie ein aggressives Lösungsmittel und zerstört gnadenlos die Schmierung der Einspritzpumpe. Dieser Effekt ähnelt dem Versuch, bewegliche Teile statt mit Olivenöl plötzlich mit Nagellackentferner zu behandeln, was mit verheerenden Folgen einhergeht! Die hochempfindliche Einspritzpumpe kann dadurch binnen weniger Betriebsminuten schweren Schaden nehmen, was dein Bankkonto mit Reparaturkosten von mehreren tausend Franken belasten könnte.
Diesel in Benziner ist der umgekehrte Fall. Er begegnet den Pannenhelfern zwar seltener, zeigt sich jedoch nicht weniger tückisch in seinen Auswirkungen. Während der Motor verzweifelt versucht, den dickflüssigeren Diesel zu verarbeiten, verstopfen Einspritzdüsen und Zündkerzen, was im schlimmsten Fall zu kostspieligen Motorschäden führt. Immerhin gibt es einen kleinen Trost. Denn die meisten Benzin-Tankstutzen sind bewusst zu klein für den grösseren Diesel-Zapfhahn gestaltet. Hier versucht die Technik also aktiv, uns vor unseren eigenen Fehlern zu schützen!
Falsch getankt – Was ist nun zu tun?
Falsch tanken ist schädlich. Wenn der Motor noch nicht gestartet wurde, befindest du dich in der bestmöglichen Situation. Dein Auto ist zwar verwirrt, aber noch nicht beschädigt. Folge diesen Schritten:
- Finger weg vom Zündschlüssel! Das klingt einfach, doch in der Aufregung ist es verblüffend schwer, der Gewohnheit zu widerstehen. Klebe notfalls einen imaginären Warnaufkleber aufs Armaturenbrett: «Motor starten = Teurer Ausflug in die Werkstatt».
- Schieb das Auto von der Zapfsäule weg. Bitte freundlich um Hilfe! Die meisten Schweizerinnen und Schweizer packen gerne mit an, wenn es darum geht, einen Autopatienten aus der Gefahrenzone zu schieben. So blockierst du nicht unnötig die Tankstelle, während du auf Hilfe wartest.
- Ruf professionelle Hilfe. Der TCS (Tel. 0800 140 140) und andere Pannendienste in der Schweiz haben spezialisierte Teams für genau dieses Malheur. Sie organisieren entweder einen mobilen Tank-Leerungsservice oder den Abschleppwagen zur nächsten Werkstatt. Die ETI-Schutzbrief-App oder die TCS-App kann dir dabei helfen, schnell den richtigen Kontakt zu finden.
Wenn du falsch getankt hast und der Motor jedoch bereits läuft, ist die Lage viel ernster. In diesem Fall solltest du sofort anhalten und dir einen sicheren Ort suchen. Denn je länger der falsche Kraftstoff durch die Leitungen pumpt, desto teurer wird die spätere Reparatur. Motor ausschalten und kühlen Kopf bewahren. Auch wenn die Versuchung gross ist, nach einem kurzen Stopp weiterzufahren «um zu sehen, ob es geht» – widerstehe diesem Impuls! Wenn du den Pannendienst anrufst, beschreibe genau, was passiert ist:
- Wie viel vom falschen Kraftstoff ist im Tank?
- Wie lange lief der Motor damit?
Diese Informationen helfen den Profis, die richtigen Entscheidungen zu treffen. In der Schweiz kannst du übrigens mit Kosten zwischen 500 und 800 Franken für die Leerung des Tanks und Spülung des Systems rechnen, was deutlich günstiger als ein neuer Motor ist!
Vorbeugende Massnahmen
Wie heisst es so schön? Vorbeugen ist besser als den Tank leeren! Zum Glück hat die Fahrzeugindustrie bereits mitgedacht und moderne Dieselfahrzeuge mit einem breiteren Tankstutzen ausgestattet, der theoretisch nicht in die schmalere Benzin-Zapfpistole passt. Allerdings funktioniert dieser Schutz leider nicht immer zuverlässig, besonders wenn jemand die Zapfpistole mit etwas zu viel Schweizer Entschlossenheit hineinzwängt, weshalb die Gefahr nie ganz gebannt ist. In der umgekehrten Situation fehlt dieser mechanische Schutzengel leider komplett, was diese Verwechslung deutlich wahrscheinlicher macht.
Ein echter Lifehack der Extraklasse gegen solche Missgeschicke besteht darin, einen auffälligen «DIESEL»- oder «BENZIN»-Aufkleber direkt auf die Innenseite deines Tankdeckels zu kleben, wodurch diese kleine visuelle Erinnerung im hektischen Alltag wahre Wunder wirken kann. In gut sortierten Farbläden findest du sogar spezielle reflektierende Varianten, die selbst bei trüben Lichtverhältnissen an Bergstationen oder in dunklen Tiefgaragen deutlich sichtbar bleiben. Neben physischen Hilfsmitteln können auch digitale Helfer dein Fahrzeugleben retten – oder zumindest deinen Motor schonen. Apps wie «Fuel Buddy» (Play Store oder App Store) oder «Drivvo» (Play Store oder App Store) speichern nicht nur akribisch deine Tankkosten für die Steuererklärung, sondern erinnern dich auch freundlich an die Kraftstoffart deines Fahrzeugs, was besonders praktisch für vielbeschäftigte Schweizer ist, die regelmässig zwischen verschiedenen Autos wechseln.
Und schliesslich der wichtigste Tipp, der alle anderen überstrahlt. Schalte beim Tanken konsequent den mentalen Autopiloten aus, indem du das verlockende Smartphone weglägst, das Radio leiser stellst und dich vollständig auf diese eine wichtige Aufgabe konzentrierst. Diese bewusst investierten 90 Sekunden voller Achtsamkeit können dir später Tage voller Ärger, Tausende von Franken und unzählige graue Haare ersparen.
Fazit: Falsch getrankt
Die versehentliche Fehlbetankung eines Fahrzeugs ist ein häufiger Zwischenfall, der zwar zunächst beunruhigend wirkt, jedoch mit dem richtigen Wissen und schnellem Handeln gut zu bewältigen ist. Nachdem du falsch getankt hast, sind dabei vor allem die ersten Minuten nach der Entdeckung des Fehlers entscheidend. Denn sie können den bedeutenden Unterschied zwischen einer einfachen Tankreinigung und einem kostspieligen Motorschaden ausmachen.


