Motorrad fahren im Winter stellt besondere Herausforderungen dar. Während viele Motorradfahrer ihre Maschinen im Winter einmotten, gibt es immer mehr Biker, die auch in der kalten Jahreszeit nicht auf zwei Räder verzichten möchten. Doch Winterfahren will gut vorbereitet sein: Von der richtigen Ausrüstung über angepasste Fahrtechnik bis hin zur speziellen Wartung gibt es einiges zu beachten. Im folgenden Artikel erfährst du, wie du sicher durch die Wintersaison kommst und dabei sogar noch Spass haben kannst. Mit der richtigen Vorbereitung verwandelst du die winterliche Herausforderung in ein spannendes Abenteuer.
Richtig angezogen durch die kalte Jahreszeit
Wer im Winter Motorrad fährt, weiss: Die richtige Kleidung ist mehr als nur Komfort – sie ist überlebenswichtig. Beim Motorrad fahren im Winter hat sich das Zwiebelprinzip besonders bewährt. Als unterste Schicht eignet sich hochwertige Funktionsunterwäsche, die Schweiss zuverlässig nach aussen transportiert. Darüber trägt man am besten einen warmen Fleece oder eine beheizbare Motorcycle-Unterjacke. Die äusserste Schicht muss nicht nur wind- und wasserdicht sein, sondern auch die nötigen Protektoren bieten. Achte besonders auf:
- Eine Motorradjacke mit herausnehmbarem Thermofutter
- Eine wasserdichte, gefütterte Motorradhose
- Winterhandschuhe mit Membrane (idealerweise beheizt)
- Wasserdichte, gefütterte Motorradstiefel mit rutschfester Sohle
Ein oft unterschätztes Detail beim Motorrad fahren im Winter ist der Halsbereich. Ein warmer Neckwarmer oder eine Sturmhaube verhindert, dass kalte Luft unter den Helm strömt. Apropos Helm: Eine beschlagfreie Visierausrüstung mit Pinlock-System ist im Winter unverzichtbar. Besonders bei längeren Fahrten kann eine beheizbare Ausrüstung wahre Wunder wirken. Die Investition in beheizbare Handschuhe oder eine Heizweste lohnt sich, wenn du regelmässig bei tiefen Temperaturen unterwegs bist. Diese lassen sich entweder direkt an die Bordspannung anschliessen oder werden mit Akkus betrieben. Letztere bieten mehr Flexibilität, müssen aber regelmässig aufgeladen werden.
Tipp: Investiere in qualitativ hochwertige Ausrüstung – sie macht sich in puncto Langlebigkeit und Schutz bezahlt. Gute Winterhandschuhe kosten zwar schnell 200 Franken oder mehr, sind aber jeden Rappen wert, wenn du bei Minustemperaturen unterwegs bist. Plane etwa 1’000 bis 1’500 Franken für eine komplette Winterausrüstung ein.
Das Motorrad winterfest machen
Die richtige Bereifung ist beim Motorrad fahren im Winter das A und O. Anders als beim Auto gibt es für Motorräder zwar keine gesetzliche Winterreifenpflicht in der Schweiz, dennoch sind spezielle Winterreifen oder mindestens Allwetterreifen dringend zu empfehlen. Diese erkennst du am M+S-Symbol (Matsch und Schnee) auf der Reifenflanke. Achte dabei besonders auf ausreichende Profiltiefe – mindestens 3mm sollten es sein, auch wenn gesetzlich nur 1.6mm vorgeschrieben sind. Schneeketten sind fürs Motorrad zwar erhältlich, in der Praxis aber nur bedingt zu empfehlen. Sie sind umständlich zu montieren und eignen sich hauptsächlich für Notfälle oder sehr spezielle Einsätze. Weitere wichtige Winterausrüstung für dein Motorrad sind:
- Ein Sturzbügel schützt nicht nur bei Rutschern, sondern auch vor aggressivem Salzwasser
- Handprotektoren halten Wind und Nässe von den Händen fern
- Eine höhere Windscheibe reduziert die Windbelastung
- Ein Motor- und Kühlerschutz verhindert zu schnelles Auskühlen
- Heizgriffe sind bei Winterfahrten Gold wert
Ein häufig übersehener Aspekt ist die Beleuchtung. Beim Motorrad fahren im Winter ist gutes Sehen und Gesehenwerden besonders wichtig. Prüfe, ob deine Scheinwerfer optimal eingestellt sind und erwäge den Einbau von zusätzlichen LED-Nebelscheinwerfern. Diese verbessern nicht nur deine Sicht bei schlechtem Wetter, sondern machen dich auch für andere Verkehrsteilnehmer besser sichtbar. Auch die Pflege der Antriebskette verdient im Winter besondere Aufmerksamkeit. Verwende ein spezielles Winterkettenspray, das auch bei Nässe und Salz einen zuverlässigen Schmierfilm bildet.
Tipp: Viele Motorräder haben eine empfindliche Elektronik. Ein Batterieladegerät mit Erhaltungsfunktion ist gerade bei kurzen Fahrten im Winter unverzichtbar. Es verhindert, dass die Batterie durch häufige Kaltstarts zu sehr belastet wird. Ein gutes Ladegerät kostet zwischen 80 und 150 Franken – eine sinnvolle Investition für die Langlebigkeit deiner Batterie.
Sicher unterwegs bei winterlichen Bedingungen
Motorrad fahren im Winter erfordert besondere Aufmerksamkeit und eine angepasste Fahrweise. Die wichtigste Regel lautet: Fahre vorausschauend und plane mehr Zeit ein. Besonders wichtig ist eine sanfte und kontrollierte Fahrweise, bei der ruckartige Bewegungen vermieden werden. Der Sicherheitsabstand sollte mindestens doppelt so gross sein wie im Sommer, da sich der Bremsweg auf rutschiger Fahrbahn deutlich verlängert. Beim Bremsen gilt: Früher anfangen, weniger Kraft aufwenden und beide Bremsen gleichmässig nutzen. In Kurven ist eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit angesagt, und das Fahren in einem höheren Gang hilft, das Drehmoment zu reduzieren und damit die Traktion zu verbessern.
Beim Motorrad fahren im Winter gibt es einige besonders tückische Gefahrenstellen, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Unterführungen und Brücken können bereits vereist sein, während die normale Strasse noch frei ist. Schattige Waldpassagen bleiben oft länger rutschig, und Fahrbahnmarkierungen entwickeln bei Nässe eine geradezu seifige Glätte. Besondere Vorsicht ist auch am Fahrbahnrand geboten, wo sich gerne Laub und Schneematsch sammeln. In Kurven kann sich zudem Streusalz anhäufen, was die Griffigkeit zusätzlich reduziert.
Tipp: Informiere dich über die aktuellen Strassenverhältnisse und den Wetterbericht. Apps wie MeteoSchweiz oder TCS-Verkehrsinfo sind dabei verlässliche Helfer. Es ist keine Schande, eine geplante Tour zu verschieben, wenn die Bedingungen zu riskant erscheinen – plane deshalb wenn möglich alternative Routen ein. Deine Sicherheit steht an erster Stelle, und manchmal ist der klügste Fahrer derjenige, der sein Motorrad stehen lässt.
Wartung und Pflege im Winter
Die intensive Pflege deines Motorrads während der kalten Jahreszeit zahlt sich mehrfach aus. Besonders das aggressive Salzwasser kann deiner Maschine stark zusetzen. Plane nach jeder Fahrt etwa 15 Minuten für eine gründliche Reinigung ein. Dabei solltest du besonders die Unterbodenbereiche, die Schwinge und alle zugänglichen Metallteile mit klarem Wasser abspülen.
Die Antriebskette braucht im Winter besonders viel Zuwendung. Reinige und schmiere sie häufiger als im Sommer, idealerweise nach jeder längeren Fahrt. Achte auch verstärkt auf den richtigen Luftdruck in den Reifen, da dieser bei kalten Temperaturen schneller abfallen kann. Ein wöchentlicher Check der wichtigsten Funktionen wie Bremsen, Beleuchtung und Flüssigkeitsstände sollte zur Routine werden.
Fazit – Gut vorbereitet durch die kalte Jahreszeit
Motorrad fahren im Winter muss kein Wagnis sein – mit der richtigen Ausrüstung, angepasster Fahrweise und regelmässiger Pflege kannst du auch in der kalten Jahreszeit sicher und sogar mit Freude unterwegs sein.