Remote Camping – ein Trend mit Regeln

Remote Camping ist stark im Kommen und bedeutet, abseits von organisierten Campingplätzen zu campen, ohne Infrastrukturen oder sanitäre Annehmlichkeiten – Wildcampen, einfach inmitten der freien Natur und ohne von Massenurlaubern umzingelt zu sein.

In der Schweiz sind die Möglichkeiten im Vergleich zu manch anderen Ländern lockerer, aber ganz ohne Regeln und Gesetze geht es nirgendwo. Im Blog erfährst du alles über die Vorteile des Remote Campings, wo es möglich ist, und welche Regeln sowie Gesetze zu beachten sind.

Vorteile von Remote Camping

Schon die Denisova-Menschen und Neandertaler schätzten das Schlafen in Höhlen und in freier Natur. Es war weniger freiwillig, sondern dem Mangel an schicken Wohnhäusern und Campingplätzen mit fliessend Wasser und Strom geschuldet. Doch der Trend geht eindeutig in Richtung «weniger ist mehr» und «zurück zur Natur».

MilchstrasseOb auf den Spuren der Neandertaler oder der eigenen Selbstfindung, das Remote Camping ist eine prima Möglichkeit, dem Alltagsstress zu entfliehen. Eine perfekte Option, die absolute, entspannende Ruhe zu finden. Die einzige Chance, menschengemachtem Lärm und Schmutz, vor allem in Städten zu entfliehen. Dafür verzichten immer mehr Menschen gern auf eine moderne Kloschüssel mit automatischer Fäkalienentsorgung per Spülknopf oder Warmwasser aus der Leitung für die Regendusche mit LED-Beleuchtung im Musikrhythmus.

Eins mit der Natur zu sein, verhilft dazu, den Geist zu «entgiften» von all den massenhaften Luxussorgen, die die Menschen tagtäglich beschäftigen. Das Remote Camping regt zudem die eigene Kreativität an, wie man ohne massiven Komfort zurechtkommen kann. Du lernst, deine Annehmlichkeiten zu Hause besser zu schätzen. Damit gewinnst du mehr innere Ruhe und Zufriedenheit.

In der Schweiz wild campen

Ein generelles Verbot für das Wildcampen gibt es in der gesamten Schweiz nicht, doch unterliegt es teilweise strengen Beschränkungen. Grundsätzlich handhabt jeder Kanton seine Gesetze und Regeln zum Remote Camping in freier Natur selbst. Das «letzte Wort» haben aber grundsätzlich die Schweizer Gemeinden, die in ihrem Gebiet auch zusätzliche Regeln bestimmen können.

Erlaubt ist das Remote Camping pauschal in der gesamten Schweiz unter folgenden Grundsatzbedingungen:

  • In Gebirgen nur ein bis drei Übernachtungen im Biwak oder kleinem Zelt, wenn kein Gruppencamping
  • Zelten von Einzelpersonen an öffentlich zugängigen Waldgrenzen für mehrere Nächte, das Zelt ist tagsüber aber abzubauen
  • Auf Privatflächen, wenn eine Eigentümererlaubnis vorliegt (Auch Wälder können im Privatbesitz sein)

Regel für erlaubtes Remote Camping

Das Wildcampen ist aber nur so lange erlaubt, wie du dich an die Verhaltensregeln hältst. Bei Nichteinhaltung kann dich das «richtige» Leben schnell wieder einholen, wenn dich Ordnungsamt, Förster oder Grundstückseigentümer erwischen. Schlimmstenfalls erwarten dich schmerzhafte Geldstrafen bei Regelverstössen.

Deshalb solltest du dir folgende Verhaltensregeln gut einprägen:

  • Wähle einen Platz, an dem keinen negativen Folgen beziehungsweise Schäden für die Natur entstehen
  • Nehme Rücksicht auf Wildtiere, halte grossen Abstand von Futterstellen, vermeide Lärm, Licht in der Nacht und alles, was sie sonst noch stören könnte
  • Weiche nach Möglichkeit nicht von vorgegebenen Wegen ab
  • Mache kein Feuer, denn es stört die Wildtiere und birgt ein hohes Brandrisiko, insbesondere während Trockenperioden
  • Lass keine Abfälle frei liegen und entsorge sie sachgerecht
  • Fäkalien können Wildtiere krank machen und Urin Pflanzen zerstören, weshalb du nur im «Notfall» deine Ausscheidungen in einem tief gegrabenen Loch verrichten darfst
  • Toilettenpapier gehört nicht in das Erdloch, sondern ist ausserhalb des Remote Campingplatzes zu entsorgen

Hier ist Remote Campen in der Schweiz verboten

Du wünschst es dir so sehr und würdest dich auch vorbildlich verhalten? Das spielt in der gesamten Schweiz allerdings keine Rolle, wenn es sich um das gesetzlich verbotene Wildcamping in diesen Gebieten geht:

  • Naturschutzgebiete
  • Nationalparks
  • Wildruhezonen
  • Eidgenössische Jagdbannregionen
  • Flächen mit allgemeingültigem Betretungsverbot

Remote Campen an schweizerischen Raststätten und auf Parkplätzen

Remote Camping - schöne AussichtDie Schweiz bietet eine wunderbare und grossflächige Landschaft. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein Rastplatz an einem Wald gelegen ist oder öffentliche Parkplätze eine fantastische Idylle durch den Blick auf einen See besitzen. So unglaublich unromantisch dies für manch einen klingt, so interessant und abenteuerlich ist es für viele andere.

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  • In der Regel ist das Remote Campen in der Schweiz an Raststätten und auf Parkplätzen bedingt erlaubt. Hier gelten zwar auch wieder unterschiedliche Regeln in den einzelnen Kantonen und Gemeinden, aber allgemein ist nur das Übernachten in geschlossenen Fahrzeugen erlaubt. Meist auch nicht länger als für nur eine Nacht. Auch hierfür gibt es Regeln, die je nach Kanton und Gemeinde noch Abweichungen haben können:

    • Typisches Campingambiente verboten: keine Stühle, Tische, kein Grillen auf Aussenflächen erlaubt
    • Das Fahrzeug muss in einer Parkbucht stehen und darf die Grenzmarkierung eines Parkplatzes nicht überschreiten
    • An Rastplätzen sind speziell gekennzeichnete Erholungszonen für Fahrzeuginsassen vorhanden, für die es zwar keine zeitliche Nutzungsbegrenzung gibt, aber dennoch nur für die Dauer der Erholungszeit von einigen Stunden gedacht sind
    • Sachgemässe Müllentsorgung und rücksichtsvolles Verhalten anderer Parkenden wird vorausgesetzt
    • Es gibt Parkzeitbegrenzungen, an die sich zu halten sind

    Allgemeine Regelungen zum Wildcampen im Nachbarland Deutschland

    In Deutschland ist das Remote Camping ähnlich wie in der Schweiz über die einzelnen Bundesländer geregelt. In Naturschutzgebieten und auf Privatgelände ohne Eigentümererlaubnis ist es landesweit verboten. Aber es gibt ein Schlupfloch.

    In Deutschland gilt das gesetzlich verankerte Recht, dich in der freien Natur auch ausserhalb von Naherholungsgebieten erholen zu können. Mit anderen Worten: Du hast ein Betretungsrecht von beispielsweise zeitlich unlimitierten öffentlich zugängigen Wäldern, Landwirtschaftsflächen, Seeufern, Hügeln und Bergen.

    So, nun kann dir aber niemand vorschreiben, wie lange du dich dort maximal aufhalten darfst, oder dir verbieten, deine Augen am Seeufer zu schliessen. Somit kannst du dort theoretisch auch übernachten.

    Sonstwo übernachtenDer kleine, aber feine Unterschied ist zwischen dem Aufbau oder dem Parken einer «Unterkunft» und dem Übernachten unter freiem Himmel gegeben. Während Zelt, Wohnwagen und Campingmobile den Zweck einer «Unterkunft» erfüllen, ist die Nutzung nur von Isomatten und Schlafsäcken rechtlich nicht geregelt – also eine rechtliche Grauzone. Übrigens gilt auch das Befestigen von Regenschutzplanen nicht als Unterkunftsteil, sondern ausschliesslich ein vollständig umschlossener Raum.

    Ein Hoch aus Skandinavien für so viel Toleranz in puncto Remote Camping

    Willkommen in der freien Natur Skandinaviens, sofern es dich nicht gerade nach Dänemark verschlägt. Das ist nämlich das einzige skandinavische Land, wo das Wildcampen verboten ist. Für die anderen Länder gilt: Es ist alles erlaubt, was nicht stört oder für Mensch, Tier oder Natur gefährlich werden könnte. Die Regierungen befinden es für selbstredend, dass du als mündige Person beim Remote Camping allgemein bekannte Regeln für ein rücksichts- und verantwortungsvolles Miteinander kennst und dich dran hältst. Und tatsächlich halten sich die Fans vom Wildcampen überwiegend daran.

    Im Vergleich dazu steht Italien. Die Italiener zeigen sich eher als Spassbremsen. Sie erlauben das Remote Camping lediglich auf einigen Parkplätzen, die eigens dafür gekennzeichnet sind. Allerdings befinden sich manche davon auch in der Nähe von Nationalparks.

    Fazit

    Wildcampen beziehungsweise Remote Camping bietet dir eine einzigartige Urlaubsmöglichkeit mit unvergleichbarem Freiheitsgefühl. Zwar kannst du Regeln auch dabei nicht entkommen, aber diese sollten für jeden Naturliebhaber sowieso zum Standard zählen.

    Trotzdem ist es empfehlenswert, sich vor dem geplanten Remote Camping-Urlaub an die jeweilige Gemeinde oder die ortsansässige Polizei zu wenden. Diese geben verlässliche Auskunft darüber, wo du und wie du dein Remote Camping problemlos geniessen kannst.

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