Es ist durchaus beeindruckend, wieviel Elektronik im Auto von heute steckt. Vor noch nicht allzu langer Zeit war es nötig, den Wagen nach dem Vorglühen vorsichtig mit Gas und Choke spielend Zylinder für Zylinder aufzuwecken.
Wieviel Elektronik steckt im Auto?
Heute muss man nur noch den Ladestecker lösen, das KeylessGo hat die Türen zu diesem Zeitpunkt bereits automatisch entriegelt. Auch das Navi hat sich beim Einsteigen bereits den Plan für die Tagesreise vom Smartphone gezogen und grüsst freundlich. Was fast nach Science-Fiction klingt, gehört für die Fahrer von modernen Autos längst zum Alltag.
Doch wer denkt, dass nur topmoderne Elektroautos von Unmengen an Kabeln durchzogen sind, hat weit gefehlt. Gerade innerhalb der letzten zwanzig Jahre gab es im Fahrzeugbau erstaunliche Technologiesprünge: Konnte man Anfang der 2000er-Jahre beispielsweise noch problemlos Kleinwagen mit mechanischer Lenkung ohne Servounterstützung kaufen, ist selbst in der Lenksäule heutzutage der Einfluss durch elektronische Steuergeräte völlig selbstverständlich.
Bis zu acht Kilometer Kabel und über 100 Steuergeräte
Der elektronische Schaltplan des VW Käfer passte noch auf ein einziges DIN-A-4-Blatt. Für aktuelle Autos wäre da fast ein ganzer Aktenschrank nötig, so ziehen sich durch den neuesten Golf schon insgesamt mehr als 1,4 km Kabel. Bei einem top ausgestatteten Oberklassewagen kommen auch schonmal Kabelstränge mit einer Gesamtlänge von fast acht Kilometern und einem Gewicht von 70 kg zum Einsatz, um mehr als 100 Steuergeräte miteinander zu vernetzen.
All diese Systeme sollen die Fahrzeuge sicherer, komfortabler und effizienter machen. Dank des ABS, welches das Blockieren der Räder bei einer Gefahrenbremsung verhindert, muss heute kein Fahrschüler mehr die «Stotterbremsung» lernen. Die intelligente Motorsteuerung wertet mithilfe einer Vielzahl an Sensoren ständig sämtliche Betriebsdaten aus und hilft uns möglichst viel Kraftstoff zu sparen.
Unzählige Fahrassistenzsysteme zur Gefahrenfrüherkennung lassen uns brenzlige Situationen vermeiden, während das mit dem Smartphone gekoppelte Infotainmentsystem die aktuellsten E-Mails vorliest.
Auch dem Fahrspass kommt die moderne Fahrzeugelektronik durchaus zugute: Launch Control und ESP sorgen fürs Anfahren mit kaum Schlupf an den Antriebsrädern und ermöglichen hohe Kurvengeschwindigkeiten bei sicherer Kontrolle. Selbst aus dem Motorsport sind diese Systeme nicht mehr wegzudenken.
Elektronik im Auto ist Fluch und Segen zugleich
Zugegeben, das hört sich doch alles ein wenig zu schön an, um wahr zu sein. Bis zu einem gewissen Grad ist es das leider auch: Aktuelle Fahrzeugsysteme gelten grundsätzlich als sehr zuverlässig, umso grösser kann der Ärger werden, wenn sich doch einmal ein Fehler einschleichen sollte.
Dabei unterscheidet sich selbst ein moderner Verbrennungsmotor von seiner grundlegenden Funktionsweise her eigentlich kaum von seinen Artgenossen des letzten Jahrhunderts. Er benötigt lediglich Luft, Kraftstoff und einen Zündfunken für einen erfolgreichen Start. Zu Zeiten, als für diese Grundzutaten des Motorlaufs nur wenige Komponenten wie Vergaser, Zündverteiler und Benzinpumpe zuständig waren, konnte auch der durchschnittliche Hobbyschrauber am Straßenrand schnell eine Diagnose stellen.
Diese Zeiten sind jedoch schon lange vorbei. Von der elektronischen Abfrage des Schlüsseltransponders der Wegfahrsperre über das Positionssignal der Nockenwellen bis zum Raildrucksensor der Direkteinspritzung – es gibt in aktuellen Fahrzeugen viele komplizierte Fehlerquellen, welche sich ohne entsprechende Diagnosesoftware kaum ermitteln lassen. Bei aktuellen Elektroautos kommt zusätzlich hinzu, dass an den komplexen Hochvoltkomponenten ausschließlich Mechaniker mit einer speziellen Zertifizierung arbeiten dürfen.
Je nachdem, wieviel Elektronik im Auto verbaut ist, kann also auch schon ein kleiner Fehler einen langen Werkstattaufenthalt mit hohen Kosten zur Folge haben.
Fazit zur Elektronik im Auto
Die grossen Hersteller sind sich fast ausnahmslos einig – die Zukunft gehört den elektrischen Fahrzeugen. Doch wieviel Elektronik im Auto benötigen wir wirklich? Für den normalen Alltagsgebrauch der Zukunft sicherlich eine ganze Menge. Egal ob die Autos der nächsten Generationen batterieelektrisch oder mit der Brennstoffzelle laufen, die Menge an digitalen und elektronischen Komponenten wird sicherlich noch zunehmen.
Doch so einfach uns die Einparkautomatik das Leben auch macht und so faszinierend Zukunftsaussichten auf autonomes, klimafreundlicheres Fahren auch sind, eines können die «alten Kisten» doch ein wenig besser: Emotionen vermitteln. Das direkte, unverfälschte Fahrverhalten eines alten 911er Porsche, das kernige Blubbern eines amerikanischen V8 mit Verteilerzündung oder der Geruch eines vorbeiziehenden Trabbis sind für viele Autofans das, was den Spass am Fahren ausmacht.
Auch wenn die Mobilität sich deutlich verändert, bleibt zu hoffen, dass es auf unseren Strassen neben den neuesten Ergebnissen der Ingenieurskunst noch lange Zeit genug Platz für die Klassiker der vergangenen Tage bleibt.