Was ist eCall?

Seit 2018 ist eCall in der Schweiz bei Neuzulassung eines Fahrzeugs mit bis zu neun Sitzplätzen obligatorisch. Was genau eCall ist, wie es funktioniert und welchen Nutzen Sie als Fahrzeughalter davon haben, erfahren Sie im Folgenden.

Sie hatten einen Unfall und der Ablauf ist nicht klar? So werden Unfälle rekonstruiert.

Was genau macht eCall?

Was ist eCall - UnfalleCall ist ein automatisierter Notruf, der im Falle eines schweren Unfalls automatisch aktiviert wird. Das System basiert auf der europäisch einheitlichen Notrufnummer 112. Das fest in das Auto integrierte System stellt direkt nach dem Unfall eine Sprachverbindung zu der nächstgelegenen Notrufzentrale her.

Falls der Fahrzeuginsasse zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage ist, selbst zu kommunizieren, übermittelt das System relevante Daten automatisch an die Notrufzentrale. Dazu gehören etwa Informationen über den Standort des Fahrzeugs, den genauen Zeitpunkt des Unfalls und zusätzliche Daten zum Typ des Autos. Mit Hilfe dieser umfassenden Informationen kann die Notrufzentrale für eine optimale Zuteilung der in Frage kommenden Einsatzkräfte sorgen.

Für den Fall, dass Sie einen Unfall beobachten oder aus nicht mit einem Unfall zusammenhängender Notwendigkeit einen Notruf absetzen müssen, ist das System auch manuell zu bedienen.

Die technologischen Voraussetzungen für ein funktionierendes automatisches Notrufsystem sind ein Empfänger für Satellitennavigation und eine Verbindung zum Mobilfunknetz. Hierzu verwendet das System eine sogenannte schlafende SIM-Karte. Diese wählt sich erst in dem Moment in das Netz ein, in dem das System einen Notruf absetzt.

Wie Sie sich allgemein bei einem Unfall verhalten sollten, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Datenkrake?

Die SIM Karte schläft bis zum eCallWie bereits erwähnt, wird die integrierte SIM-Karte erst in dem Moment aktiviert, in dem es durch einen Unfall oder manuelle Bedienung notwendig wird, einen Notruf abzusetzen. Die Möglichkeit einer Standortnachverfolgung Ihres Fahrzeuges über die Mobilfunknetze besteht demnach nicht. Der Empfänger für Satellitennavigation ist hingegen ständig aktiv und zeichnet teilweise auch Standortdaten auf. Das System löscht aber fortlaufend alle Daten, die über die letzten drei Standortbestimmungen hinausgehen.

Was den Zugriff auf die Daten betrifft, so können ausschliesslich die Notrufzentralen Einsicht in die Datensätze nehmen. Dies ist darüber hinaus nur im Falle eines Notrufs möglich. Der Fahrzeughersteller, Behörden etc. haben keinerlei Möglichkeit die vom System gesammelten Daten zu verwenden.

Wer hatte die Idee für ein automatisches Notrufsystem?

Die Empfehlung, gewisse Ortsdaten bei abgesetzten Notrufen automatisch mitzusenden, wurde bereits 2003 von der EU ausgegeben. Im Zuge dieser Empfehlung wurde dann der Auftrag vergeben, ein für alle Mitgliedsstaaten akzeptables System zu entwickeln. Nachdem die Idee für den automatisierten Notruf spruchreif war, setzte die EU zunächst auf eine freiwillige Umsetzung. Leider verlief diese im Sande.

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  • Daher wurde es notwendig, eine verbindliche Richtlinie zu schaffen, die die Umsetzung für alle Beteiligten obligatorisch machte. Diese wurde 2018 auf den Weg gebracht und war unter anderem eine Folge des Impact Assessment aus dem Jahr 2011, welches verdeutlicht hat, dass eine Implementierung des Systems deutlich positive Effekte auf die Schwere der Unfallfolgen haben würde.

    Notruf bei Vollbremsung?

    Der ausgelöste Airbag löst einen Anruf ausDas System ist so programmiert, dass es nach bestimmten Faktoren entscheidet, ob es nötig ist einen Notruf abzusetzen. So führt etwa die Öffnung des Airbags oder eine Bremsbeschleunigung über 2,5 G dazu, dass der automatische Notruf aktiv wird. Somit ist gewährleistet, dass bei leichten Unfällen oder starken Bremsvorgängen kein Fehlalarm ausgelöst wird.

    Ups! Jetzt bin ich auf die Notruftaste gekommen!

    Was ist eCall - eCall manuell einschalten
    @Infrastructure Harmonised eCall European Deployment (I_HeERO, www.iheero.eu)

    Das versehentliche Auslösen des Notrufs ist verhältnismässig unwahrscheinlich. Falls es dennoch vorkommen sollte, ist der Notruf jeder Zeit abzubrechen.

    Darf man weiterhin Notrufsysteme von Drittanbietern verwenden?

    Es ist nach wie vor möglich eCall von Drittanbietern zu verwenden. Dies ist vor allem dann relevant, wenn Sie ältere Fahrzeuge nachrüsten wollen. Die Datensicherheit und Verwendung Ihrer Daten obliegt dann aber den Vertragsbestimmungen des Drittanbieters. Sie sollten sich deswegen genau informieren, welche Daten dieser wann und wie weiterverwendet.

    Muss ich als Schweizer/in eCall verwenden?

    Schweizer FlaggeDas System ist seit dem 31.03.2018 für jede Neuzulassung obligatorisch. Diese Regelung gilt in der ganzen EU und aufgrund der diesbezüglichen bilateralen Verträge auch in der Schweiz.

    Das bedeutet auch, dass die Sprachverbindung zu Schweizer Notrufzentralen genauso gut funktioniert wie in allen EU-Staaten.

    Mein 83er Ford hat kein eCall! Was nun?

    Eine Nachrüstpflicht für Fahrzeuge, die vor dem 31.03.2018 produziert wurden, besteht bisher nicht. Der damit verbundene Aufwand wurde seitens der EU als zu hoch angesehen. Man setzt daher auf die allmähliche Auswechslung älterer Fahrzeuge, die schliesslich zu einer flächendeckenden Verbreitung des Systems führen soll.

    Welche positiven Effekte werden nach Einführung des Systems in der Schweiz erwartet?

    Die Daten, die durch das Impact Assessment und die schweizerischen Unfallstatistiken 2012 erhoben wurden, machen eine eCall-bedingte Reduzierung von 10 Todesfällen und 250 weniger schwer Verletzten pro Jahr wahrscheinlich. Diese Senkung der schweren Unfallfolgen liegt demnach an der durch eCall wesentlich verringerten Reaktionszeit der Rettungskräfte.

    Mit einem Motorrad ist es immer anders. Wir zeigen, was bei einem Motorradunfall zu beachten ist.

    eCall ist ein echter Gewinn!

    An dieser Stelle muss eines festgehalten werden. Das System hat im Grunde genommen keine Schattenseiten. Das System verbessert die Sicherheit auf den europäischen Strassen deutlich. Dies liegt vor allem an der geringeren Reaktionszeit und der dadurch bedingten Effizienzsteigerung der Hilfskräfte. Mögliche Bedenken bezüglich des Datenschutzes können beinahe völlig beseitigt werden. Lediglich bei Systemen von Drittanbietern sollten Sie sich die Vertragsbedingungen genau anschauen.

    Auch die Tatsache, dass Sie Ihr altes Fahrzeug nur auf freiwilliger Basis umrüsten können aber nicht müssen, macht das System zu einer praktisch nicht vorhandenen Belastung für Sie als Fahrzeughalter. Es wird sich schlicht und einfach von selbst etablieren.

    Halten wir also fest. eCall ist ein Gewinn für den europäischen Strassenverkehr und ein gut durchdachtes, unbürokratisches Projekt der EU. Der Erfolg des Systems wird den Aufwand der Einführung in wenigen Jahren aufgewogen haben.

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